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Im Fokus: Die drei Gegner in Berlin

10.03.2021

Der Vizeweltmeister von Kairo 2021, der EM-Vierte von Stockholm 2020 und der Dritte der Afrikameisterschaft 2020 in Tunesien – das sind ab Freitag die deutschen Gegner auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Tokio. Hier die wichtigsten Infos zu Schweden, Slowenien und Algerien.

Schweden (Anwurf: Freitag, 15.15 Uhr/live in der ARD):

Gleich in seinem ersten Turnier führte der Norweger Glenn Solberg die Schweden bis ins WM-Finale – und trotz der 24:26-Nederlage gegen Dänemark war das Turnier im Januar in Ägypten ein voller Erfolg für das Drei-Kronen-Team, das in Andreas Palicka (Rhein-Neckar Löwen/Tor), Hampus Wanne (Linksaußen) und Jim Gottfridsson (Rückraum Mitte/beide Flensburg) gleich drei All-Star-Teamspieler stellte. Im Halbfinale hatten die Schweden Frankreich besiegt, im Viertelfinale Katar – und in der Hauptrunde gab es gegen Slowenien (am Sonntag finaler Gegner in Berlin) ein Remis.

Schweden hat sich aber nicht durch den zweiten Platz in Kairo, sondern den fünften Platz bei der WM 2019 in Deutschland und Dänemark für das Turnier in Berlin qualifiziert. Seinerzeit war man als EM-Zweiter von 2018 in Zagreb angereist, hatte das Halbfinale verpasst, dann aber in der Platzierungsrunde unter anderem die Kroaten geschlagen.

In der aktuellen EM-Qualifikation liegen die Schweden, die bis 2020 vom Ex-Löwen-Coach Kristjan Andresson trainiert wurden, auf Kurs EURO – alle drei Partien wurden gewonnen, am Dienstagabend gab es ein lockeres 27:24 im Nachholspiel gegen Montenegro, dem 100. Länderspiel von und mit Jim Gottfridsson.

In Sachen Olympia haben die Schweden eine recht tragische Geschichte, denn sie standen viermal in Olympiafinals und gewannen viermal Silber, zuletzt 2012 in London, als Niclas Ekberg vom THW Kiel Torschützenkönig wurde. 2008 verpassten die Skandinavier das Olympiaticket durch eine Niederlage im Qualifikationsturnier gegen Island, 2012 und 2016 sicherte man sich souverän die Tickets für London und Rio als Gastgeber der Qualifikationsturniere.

Im 19er Kader, den Solberg (früher Spieler in Nordhorn und Flensburg) für das Turnier nominiert hat, stehen zwölf Spieler, die aktuell in der Bundesliga auflaufen. Gegen keine andere Mannschaft hat die DHB-Männer-Nationalmannschaft übrigens mehr Länderspiele bestritten als gegen Rekord-Europameister Schweden (110) – die Bilanz ist mit 46 Siegen und 51 Niederlagen negativ. Die letzten Vergleiche gab es 2017 in Göteborg und Hamburg (Tag des Handballs), das letzte Pflichtspiel gegen Schweden gewann Deutschland mit dem 32:29 just bei den Olympischen Spielen in Rio.

Qualifiziert für Berlin als 5. der WM 2019

Turnierbilanzen:

WM-Teilnahmen: 1938: BRONZE, 1954: GOLD, 1958: GOLD, 1961: BRONZE, 1964: SILBER, 1967: 5, 1970: 6, 1974: 10, 1978: 8, 1982: 11, 1986: 4, 1990: GOLD, 1993: BRONZE, 1995: BRONZE, 1997: SILBER, 1999: GOLD, 2001: SILBER, 2003: 13, 2005: 11, 2009: 7, 2011: 4, 2015: 10, 2017: 6, 2019: 5, 2021: SILBER

Olympia-Teilnahmen: 1972: 7, 1984: 5, 1988: 5, 1992: SILBER, 1996: SILBER, 2000: SILBER, 2012: SILBER, 2016: 11

EM-Teilnahmen:  1994: GOLD, 1996: 4, 1998: GOLD, 2000: GOLD, 2002: GOLD, 2004: 7, 2008: 5, 2010: 15, 2012: 12, 2014: 7, 2016:, 8, 2018: SILBER, 2020: 7

Trainer: Glenn Solberg (NOR)

Deutsche Bilanz gegen Schweden:

110 Spiele - 46 Siege - 13 Remis - 51 Niederlagen - Tordifferenz 2371:2397

Letzte drei Spiele:

Olympia-Vorrunde in Rio 2016: 32:29 (18:15)

Testspiel in Göteborg 2017: 25:27 (9:16)

Tag des Handballs 2017 in Hamburg 25:25 (16:14)

 

Slowenien (Anwurf: Samstag, 15.35 Uhr, live im ZDF):

Am Samstag treffen zwei Trainer aufeinander, die sich schon 2014 im Champions-League.-Finale gegenüberstanden: und seinerzeit hatte der heutige slowenische Nationaltrainer Ljubomir Vranjes mit der SG Flensburg-Handewitt das bessere Ende für und feierte durch einen Erfolg über den THW Kiel und Alfred Gislason den größten Erfolg seiner Trainerkarriere. In Berlin werden die Karten aber neu gemischt. Vranjes wurde im November 2019 überraschend neuer Nationaltrainer der Slowenen, die sich kurze Zeit vorher von Legende Veselin Vujovic getrennt hatten, der sie 2017 noch zu WM-Bronze geführt hatte.

Vranjes hatte gleich bei seinem ersten Turnier einen Einstand nach Maß, zog bei der EM 2020 ins Halbfinale ein – verlor dann in Stockholm aber beide Partien gegen Spanien und Norwegen. Somit bleibt Silber bei der Heim-EM 2004 (nach der Finalniederlage gegen Deutschland) die einzige Medaille bei einer Europameisterschaft. Aber Rang vier bedeutete das Ticket für die Olympia-Qualifikation.

Bei der WM im Januar 2021 verpassten die spielstarken Slowenen durch ein äußert unglückliches Remis im letzten Hauptrundenspiel gegen Gastgeber Ägypten das Viertelfinale, beendeten das Turnier auf Rang neun – auch weil die Mannschaft vor dem WM-Start durch einige Coronafälle geschwächt gewesen wurde. „Wir hatten keine Linksaußen mehr, das war ein echtes Problem“, sagt Vranjes, der bis vergangenen Dezember auch parallel den schwedischen Klubs aus Kristianstad trainiert hatte.

Auch vor dem Turnier in Berlin plagen ihn Personalprobleme, denn beide etatmäßigen linken Rückraum-Spieler Borut Mackovsek und Nik Henigman (beide von Pick Szeged) fehlten am Dienstag beim 32:29-Sieg gegen Polen in der EM-Qualifikation, und sind beide auch für das aktuelle Turnier fraglich. Durch den Erfolg über die Polen setzten sich die Slowenen mit 5:1 Punkten aus drei Spielen an die Spitze ihrer Gruppe, nachdem man sich zuvor ein überraschendes Remis in den Niederlanden geleistet hatte.

In den letzten vier Spielen gegen Slowenien blieb das deutsche Team ungeschlagen: In der Qualifikation zur EM 2018 in Kroatien gab es zwei Siege, bei der Europameisterschaft selbst ein 25:25-Remis, das vor allem durch die lange Diskussion über einen finalen deutschen Siebenmeter in Erinnerung bleibt. Und auch bei den Olympischen Spielen von Rio gewann die DHB-Auswahl ihr Vorrundenspiel.

Slowenien glänzt vor allem durch seine begnadeten Spielmacher – und seine Linkshänder: Jure Dolenec, Blaz Janc (beide Barcelona) und Gasper Marguc (Vezsprem) sind allesamt Weltklassespieler. Das Torwartduo spielt übrigens in der Bundesliga: Klemen Ferlin (HC Erlangen) und Urban Lesjak (TSV Hannover-Burgdorf).

 

Qualifiziert für Berlin als 4. der EM 2020

Turnierbilanzen:

WM-Teilnahmen: 2001: 17, 2003: 11, 2005: 11, 2007: 10, 2013: 4, 2015: 8, 2017: BRONZE, 2021: 9

Olympia-Teilnahmen: 2000: 8, 2004: 11, 2016: 5

EM-Teilnahmen:  1994: 10, 1996: 11, 2000: 5, 2002: 12, 2004: SILBER, 2006: 8, 2008: 10, 2010: 11, 2012: 6, 2016: 14, 2018:8, 2020: 4

Trainer: Ljubomir Vranjes (SWE)

Deutsche Bilanz gegen Slowenien:

27 Spiele - 20 Siege - 2 Remis - 5 Niederlagen - Tordifferenz: 793:720

Letzte drei Spiele:

Qualifikation zur EM 2018, Hinspiel in Ljubljana: 32:23 (19:12)

Qualifikation zur EM 2018, Rückspiel in Halle/Westfalen: 25:20 (14:10)

EM-Vorrunde 2018 in Kroatien: 25:25 (10:15)

 

Algerien (Anwurf: Sonntag, 15.45 Uhr, live im ZDF):

Seit drei Jahren ist Alain Portes Trainer der algerischen Männer - und immerhin hat der Franzose geschafft, was seinen Vorgängern verwehrt blieb: er hat „Les Fennecs“ wieder zu einer Weltmeisterschaft geführt, nachdem man das dies 2017 und 2019 verpasst hatte. Portes kennt sich im nordafrikanischen Handball sehr gut aus, war viele Jahre lang tunesischer Nationaltrainer und zwischenzeitlich Frauentrainer der Franzosen. Die Algerier, die 2014 Afrikameister geworden waren, hatten einige schwache Jahre hinter sich, wurden von Teams wie Angola oder Kongo überholt, nachdem sie zuvor immer dritte Kraft hinter Ägypten und Tunesien gewesen waren.

Im Januar 2020 spielte das Team um den früheren Vardar-Skopje-Torwart Khalifa Ghedbane (jetzt Ademar Leon) eine starke Afrikameisterschaft, gewann alle Vorrundenspiele, unterlag in der Hauptrunde dann lediglich Gastgeber Tunesien mit 22:26. Im Halbfinale hatten sie den späteren Afrikameister Ägypten beim 27:30 am Rande einer Niederlage. Im alles entscheidenden Spiel um ein Ticket für ein Olympiaqualifikationsturnier ließ Algerien Angola beim 32:27 keine Chance - am Ende eines starken Auftritts feierten die Algerier die Bronzemedaille.

Aktuell sind vier Spieler aus dem Kader für Berlin bei europäischen Vereinen unter Vertrag, darunter Mustapha Hadj Sadok, der bei der Afrikameisterschaft als bester Spielmacher ausgezeichnet wurde. Bei der WM In Ägypten hatten die Algerier mit Portugal und Island zwei starke Europäer als Vorrundengegner, gegen die es auch deutliche Niederlagen gab, aber es war Portes und seinem Team von vorneherein klar, dass alles aufs erste Spiel ankam, gegen Marokko. Und da krachte es richtig: 15 Zeitstrafen, insgesamt vier rote Karte und ein 24:23-Erfolg, der Algerien ausreichte, um in die Hauptrunde einzuziehen. Dort gab es drei weitere erwartete Niederlagen gegen Frankreich, Norwegen und die Schweiz, am Ende der 22. Platz.  Bester WM-Werfer war Abdi Ayoub, Rückraumspieler von Fenix Toulouse in Frankreich, mit 36 Toren.

Die algerische Mannschaft bereitete sich in Frankreich auf die Olympiaqualifikation vor. 2008 und 2012 waren die Algerier bereits bei Olympiaqualifikationsturnieren am Start, wurden beide Male Vierter und Letzter. Zuietzt bei Olympia waren die Algerier übrigens 1996, wo sie zum dritten Mal Zehnter wurden. Gegen Deutschland gab es fünf Länderspiele, alle fünf gewann die DHB-Auswahl, zuletzt bei der WM 2009 in Kroatien.

Qualifiziert für Berlin als Dritter der Afrikameisterschaft 2020

Turnierbilanzen:

WM-Teilnahmen: 1982: 16, 1986: 16, 1990: 16, 1995: 13-16, 1997: 17, 1999: 15, 2001: 13, 2003: 18, 2005: 17, 2009: 19, 2011: 15, 2013: 17, 2015: 24, 2021: 22

Olympia-Teilnahmen: 1980: 10, 1984: 12, 1988: 10, 1996: 10

Afrikameisterschaften: 1976: SILBER, 1979: BRONZE, 1981: GOLD, 1983: GOLD, 1985: GOLD, 1987: GOLD, 1989: GOLD, 1991: SILBER, 1992: BRONZE, 1994: SILBER, 1996: GOLD, 1998: SILBER, 2000: SILBER, 2002: SILBER, 2004: 4., 2006: 6., 2008: BRONZE, 2010: BRONZE, 2012: SILBER, 2014: GOLD, 2016: 4, 2018: 6, 2020: BRONZE

Trainer: Alain Portes (FRA)

Deutsche Bilanz gegen Algerien:

5 Spiele - 5 Siege - Tordifferenz 120:94

Letzte drei Spiele:

Olympia-Vorrunde 1996 in Atlanta: 25:23 (13:12)

Achtelfinale WM 1999 in Ägypten: 28:17 (14:9)

Vorrunde WM 2009 im Kroatien: 32:20 (16:10)

(BP)