Es ist vollbracht: Bei den World Games in den USA hat die deutsche Frauen-Nationalmannschaft den dritten Titelgewinn innerhalb von 12 Monaten gefeiert. Mit einem 2:0 im Finale gegen Norwegen erweiterte die DHB-Auswahl ihre Medaillensammlung nach EM- und WM-Sieg sowie Silber bei der IHF Global Tour um ein weiteres Exemplar.
Wie bereits das Weltmeisterschafts-Finale in Griechenland gegen Spanien vor nicht einmal vier Wochen hing auch im Endspiel der World Games in Birmingham (USA) alles am jeweils letzten Wurf der beiden Sätze – mit gutem Ende für Deutschland dank Isabel Kattner, Amelie Möllmann und Torfrau Katharina Filter.
Die Erfolgsgeschichte der deutschen Beachhandball-Frauen ist damit innerhalb kürzester Zeit um ein Kapitel reicher. „Innerhalb eines Jahres Gold bei EM, WM und den World Games zu gewinnen, ist der Grand Slam des Beachhandballs und einfach eine grandiose Leistung. Über diese Entwicklung können wir uns sehr freuen. Ich gratuliere Spielerinnen, Trainerteam und allen Beteiligten herzlich zu diesem Erfolg“, sagt Andreas Michelmann.
Der Präsident des Deutschen Handballbundes nutzt den Moment aber auch für einen deutlichen Appell: „Beachhandball hat olympisches Format. Davon hat sich auch der IOC-Präsident Thomas Bach in Birmingham live überzeugen können. Wenn es dem IOC ernst damit ist, das olympische Programm ständig zu hinterfragen und mit attraktiven Disziplinen weiterzuentwickeln, dann ist es höchste Zeit, dass so ein großartiger Sport wie Beachhandball endlich olympisch wird. Ich hoffe, dass die Präsenz als Demonstrationswettbewerb 2024 in Paris der nächste Schritt sein wird. Und für Los Angeles 2028 erwarte ich eine tatsächliche Bewegung und die Aufnahme der Disziplin Beachhandball ins Programm der Olympischen Spiele.“
Im ersten Satz agierten beide Nationen absolut auf Augenhöhe. Während die deutsche Auswahl in den ersten Abschlüssen ein wenig nervös wirkte, legte Norwegen bis zum 6:6 immer wieder vor. Erst mit dem 8:6 gelang die erste deutsche Führung, bis zum 14:14 in der Schlussminute blieb es aber komplett ausgeglichen. „Das Duell war sehr taktisch geprägt, beide Teams kennen sich in- und auswendig“, erklärte DHB-Trainer Alexander Novakovic. „Hätten wir die eine oder andere Chance nicht liegengelassen, wäre es schneller zu unseren Gunsten gelaufen.“
Das Problem mit den vergebenen Möglichkeiten hatten beide Seiten bis zum Ende. Vier Sekunden vor dem Abpfiff zog Novakovic das Time Out – und nach Wiederanpfiff bugsierte Isabel Kattner den Ball aus der Spielfeldmitte per Ein-Punkt-Treffer ins lange Eck zum 15:14-Satzsieg. „Wir wussten, dass wir nicht mehr als einen Pass spielen können“, erklärte Kattner hinterher. „Der Ball kam zu mir, ich wollte eigentlich noch abspielen, aber dafür hat die Zeit nicht mehr gereicht. Also habe ich mich ins Zentrum gelegt und geworfen. Ich war selbst überrascht, dass er reingegangen ist, aber er war auch ein Stück weit unberechenbar.“
Im zweiten Durchgang ließ zunächst die deutsche Torfrau Katharina Filter die gegnerischen Spielerinnen mehrfach verzweifeln, während ihr Team auf 4:0 vorlegte. „Da hat Kathi wieder den Bus im Tor geparkt“, lobte Novakovic. Doch auch Tonje Lerstad im Tor der Skandinavierinnen ließ kaum mehr einen Ball durch, nach sechs Minuten stand es 4:4. Es blieb ein Satz, in dem die Torfrauen brillierten, nach zehn Minuten war der Satz mit einem 8:8 noch nicht entschieden.
Das Golden Goal musste über den Ausgang des zweiten Durchgangs entscheiden – und nach Fehlwürfen auf beiden Seiten setzte Amelie Möllmann per Heber dem Spiel ein Ende und dem DHB-Team mit dem Treffer zum 9:8 die nächste Krone auf. „Bei solchen Würfen denkt man nicht nach, da zählt bloß der Wille und der Gedanke daran, dass das Team es absolut verdient hatte, die Goldmedaille mitzunehmen“, sagte Möllmann im Anschluss. „Dass mein Wurf der entscheidende war, ist dabei aber nicht wichtig. Die Teamleistung zählt.“
„Wir haben die ganze Zeit dran geglaubt“, verriet Filter kurz nach Abpfiff. „Erst knallt Isi das Ding im ersten Satz rein, und keiner weiß so recht, wie sie das gemacht hat. Und im zweiten Satz war es einfach unbeschreiblich, wie die Abwehr geackert hat.“ Und Coach Novakovic bilanzierte: „Die Gefühle sind noch schwer zu greifen, der WM-Sieg ist erst 19 Tage her und wir blicken auf eine Serie von 25 Siegen am Stück. Wir werden viele Tage brauchen, um das zu verarbeiten, aber erst einmal fällt eine große Last von unseren Schultern. Jetzt haben wir erst einmal richtig Lust zu feiern – mit dem Wissen, dass nicht direkt der nächste Kracher auf uns wartet.“
(ENI)