Die weibliche U20-Auswahl des Deutschen Handballbundes ist mit einer 24:25 (10:9)-Niederlage gegen Portugal in das Vier-Nationen-Turnier in Hamm-Heesen gestartet. Anderthalb Wochen vor dem Auftakt der Weltmeisterschaft in Slowenien war es vollkommen verständlich und nachvollziehbar, dass eine Portion Nervosität im Team von Trainer André Fuhr mitspielte. Nicht weniger als sechs der deutschen Talente (Mia Ziercke, Lotta Heider, Emma Ruwe, Leni Ruwe, Jonne Schaube, Lotta Gerstweiler) trugen zum ersten Mal den Bundesadler auf dem Trikot. „Nervosität ist in solch einer Situation ganz normal, allerdings hatten wir heute zu viel davon", sagte Fuhr. Aus dem „Debütantenball" erklärte sich auch die fehlende Eingespieltheit. Es wäre vermessen gewesen zu erwarten, dass nach den wenigen Trainingseinheiten im Rahmen der WM-Vorbereitungsmaßnahme schon jedes Rädchen in das andere greift.
Es dauerte bis zur vierten Minute, ehe Kapitänin Anika Hampel den Bann brach und Deutschland mit 1:0 in Führung brachte. Weil Torhüterin Alexandra Humpert von Beginn an glänzend parierte und vor ihrem ersten Gegentreffer bereits fünf portugiesische Würfe entschärft hatte, lagen die Gastgeber trotz einiger Fehlwürfe in den ersten Minuten in Führung und bauten diese bis zur 17. Minute auf 8:3 aus. Diese gute Phase konnte die Fuhr-Sieben allerdings nicht länger ausdehnen. „Wir hatten im Positionsangriff nicht die nötige Durchschlagskraft. Auch die Passqualität war insgesamt nicht gut genug. So etwas wird im internationalen Handball bestraft", stellte der Trainer nach Spielende fest.
Bestraft zunächst insofern, dass die Südeuropäerinnen bis zur Pause zum 9:10 aufschlossen und auch nicht abreißen ließen, als Deutschland gegen Mitte des zweiten Durchgangs auf 19:15 erhöhte. „Portugal hat über die komplette Spielzeit hinweg eine konstantere Leistung gezeigt. In der ersten Halbzeit hat Alexandra Humpert unsere Probleme im Positionsangriff noch kaschiert. Nach der Pause kamen dann aber leider nicht mehr viele gehaltene Bälle hinzu", kommentierte der Coach. Als das Ergebnis nach 50 Minuten 20:20 lautete, eröffnete das DHB-Team die entscheidende Phase mit zwei vergebenen Großchancen. Ein verworfener Siebenmeter und ein nicht genutzter Tempogegenstoß spielten Portugal in die Karten, das beim 21:22-Zwischenstand erstmals die Führung übernahm (54.). In den letzten Sekunden bot sich Deutschland noch einmal die Chance zum Ausgleich. Nachdem Annabell Krüger einen Abschluss von Halbrechts entschärft hatte, tat es ihr ihr portugiesisches Pendant Ana Beatriz Silva gleich, wehrte den letzen Wurf des Abends ab und verhinderte somit das Remis.
Die DHB-Mannschaft hatte in den Tagen vor dem Turnierauftakt einen Trainingsschwerpunkt auf das Überzahlspiel gelegt. Hier setzte das Team vieles vom Einstudierten um, unglücklicherweise nicht in der letzten numerischen Überlegenheit der Partie. „Insgesamt können wir mit dem Überzahlspiel zufrieden sein, außerdem haben wir gegen Mitte des zweiten Abschnitts im Angriff auch gute Lösungen gefunden", analysierte André Fuhr.
Im ersten Spiel des Tages hatte Frankreich, der U19-EM-Dritte des vergangenen Jahres, in einer ausgeglichenen Partie gegen Spanien mit 25:27 verloren. Spanien ist am Samstag ab 18 Uhr der zweite Gegner des DHB-Teams, zuvor treffen bereits ab 15.30 Uhr Frankreich und Portugal aufeinander. (RW)
Deutschland: Humpert, Krüger - Pfleiderer (1), Jörgens, Seidel, Hertha (2), Ziercke, Heider, Tietjen (5), Engel (6/1), E. Ruwe, L. Ruwe (2), Hampel (5/1), Schaube (2), Gerstweiler (1)
Schiedsrichterinnen: Laura Bley/Birgit Tarka.