- Halbfinale 1 (Sa., 12:00 Uhr): HSG Blomberg-Lippe - HL Buchholz 08-Rosengarten. Schiedsrichter: Thiyagarajah / Thiyagarajah
- Halbfinale 2 (Sa., 14.30 Uhr): TuS Metzingen - SG BBM Bietigheim. Schiedsrichter: Köppl / Regener
- Finale (So., 17:15 Uhr): Schiedsrichter: Merz / Kuttler
Im Dezember 2019 haben die Eliteschiedsrichterinnen Maike Merz und Tanja Kuttler den DHB bei der Frauen-Weltmeisterschaften in Japan vertreten. Danach haben sich die beiden Schwestern vom Bodensee in ihre zweite Babypause verabschiedet. Maike Merz brachte im Oktober 2020 Töchterchen Madita zur Welt, Tanja Kuttler im Januar 2021 den kleinen Korbinian.
Vor kurzem folgte das Comeback der IHF-Schiedsrichterinnen - zunächst in der Bundesliga Frauen, dann international beim WM-Play-off Schweiz gegen Tschechien, und schließlich an einem historischen Abend vergangene Woche in der HBL beim Spiel der Rhein-Neckar Löwen gegen die Füchse Berlin, mit zwei Schiedsrichterinnen und einem rein weiblichen Kampfgericht.
Am Sonntag steht schon der nächste Höhepunkt an, Maike Merz und Tanja Kuttler werden beim Final4 in Stuttgart das Finale des DHB-Pokals leiten. Im Interview mit dhb.de blicken die beiden auf ihre Elternzeit, ihr Comeback und in die Zukunft. Alle Spiele des Final4 werden live bei SPORT1 gezeigt. Dieses Interview wird präsentiert von KÜS, offizieller Schiedsrichter*innen-Partner des Deutschen Handballbundes.
Sie hatten eine gemeinsame Babypause nach der WM in Japan - wie schwierig war das in Corona-Zeiten?
Maike Merz: Wie meistens gibt es sowohl positive Aspekte, als auch negative. Positiv war sicherlich, dass man zu Corona-Zeiten sehr viel mehr Ruhe hat und das speziell nach der Geburt gar nicht mal so schlecht war. Es ist zwar schön, viel Besuch zu bekommen – das kann jedoch auch anstrengend sein. So konnten wir zumindest die Zeit direkt nach der Geburt sehr entspannt genießen. Andererseits war gerade die Schwangerschaft für uns ziemlich undankbar. Normalerweise sind wir getaktet von Handball-Spielen und haben selten Zeit, um Ausflüge, Urlaube, Treffen, Veranstaltungen etc. zu planen. Nun hätten wir endlich einmal Zeit gehabt diese Dinge zu genießen und hatten uns darauf auch schon sehr gefreut… Das war schon sehr schade. So ging es von 100 auf 0 – das muss man auch erstmal lernen. Aber im Großen und Ganzen dürfen wir nicht jammern, wir sind gut durch diese Zeit gekommen und schwierig war das für jeden.
Wir freuen uns trotzdem sehr darauf, dass unsere Kleinen auch endlich mal andere Menschen kennenlernen dürfen, wenn diese Phase endlich vorüber ist.
Tanja Kuttler: Es war tatsächlich nicht ganz leicht mit dieser brutalen Entschleunigung umzugehen. Bis zum Beginn von Corona waren wir extrem durchgetaktet und plötzlich war da diese viele Freizeit. Die ersten Wochen konnten wir das genießen – aber ganz schnell mussten wir feststellen, dass uns unser altes Leben doch schon sehr gefallen hat!
War es schön, mal etwas Abstand vom Handball zu bekommen, oder war es eher stressig?
Maike Merz: Wir sind, seit wir laufen können, in Handballhallen unterwegs. Ich glaube nicht, dass wir jemals Abstand vom Handball brauchen werden. Im Gegenteil – uns hat Handball auf der Platte sehr gefehlt, wir haben natürlich sehr viele Spiele im TV verfolgt und auch weiterhin unsere Analysen gemacht. So konnten wir theoretisch am „Ball“ bleiben. Trainiert haben wir sowieso auch während der Schwangerschaft sehr viel, da unser Ziel war so schnell wie möglich zurück zu kommen.
Tanja Kuttler: Abstand zum Handball haben wir bewusst nicht zugelassen. Auch wenn wir nicht aktiv auf der Platte standen, haben wir die Liga und unsere Kollegen intensiv verfolgt. Wir waren stets im Austausch und haben uns sowohl theoretisch als auch körperlich fit gehalten, um einen schnellen Wiedereinstieg zu ermöglichen.
Wie und wann lief dann die Vorbereitung aufs Comeback an?
Maike Merz: Die Vorbereitungen aufs Comeback starteten schon direkt mit der Schwangerschaft. Wir haben eine persönliche Trainerin engagiert, die uns in der Schwangerschaft und auch direkt nach der Geburt betreut und wieder fit gemacht hat. Wir haben also nie aufgehört zu trainieren und wollten auch unbedingt fit bleiben, um nicht zu lange „weg“ zu sein. Denn wenn man zu viel Zeit verliert, wird es irgendwann schwierig wieder reinzukommen. Auch die IHF Fitness Coaches haben uns in dieser Zeit sehr unterstützt und uns aus der Ferne mit Tipps und Trainingsprogrammen versorgt.
Tanja Kuttler: Streng genommen haben wir mit dem ersten Tag „Pfeif-Abstinenz“ an unserem Comeback gearbeitet. Wir haben einen Personal-Coach engagiert, der uns unter Berücksichtigung der gesundheitlichen Aspekte, die eine Schwangerschaft mit sich bringt, fit gehalten hat. Es gab einen Trainingsplan vor- und nach der Entbindung. Dabei hatte die Gesundheit unserer Kinder immer oberste Priorität.
Wie zufrieden waren Sie mit den ersten Spielen, speziell auch jenen in der Männer-Bundesliga?
Tanja Kuttler: Die Anspannung vor unserem Comeback-Spiel war groß – im Gegensatz zu SpielerInnen gibt es bei Schiedsrichtern eben nur „ganz oder gar nicht“. Man kann sich nicht nach 10 Minuten auswechseln lassen, wenn man merkt, dass es doch noch nicht geht. Körperlich haben wir uns absolut bereit gefühlt. Ob das Pfeifen selbst jedoch wie Fahrradfahren ist – da waren wir uns nicht so sicher.
Maike Merz: Nach fünf nervösen Anfangs-Minuten konnten wir jedoch durchatmen – Mechanismen und Routinen ließen sich problemlos abrufen, und es war fast, als wären wir gar nicht weg gewesen.
Löwen gegen Füchse war „Ladies night“ mit Jutta Ehrmann-Wolf am Tisch und dazu zwei Zeitnehmerinnen. War das „noch besonderer“ oder wird das langsam normaler Alltag?
Maike Merz: Auf dem Papier war das sicherlich etwas ganz besonders – ein kleines Kapitel Handball-Geschichte. In der Praxis war es jedoch Business as usual. Jede von uns ist erfahren, in dem was Sie tut und war bereits bei zahlreichen solcher Spiele im Einsatz. Dass wir an diesem Tag alle gemeinsam im Einsatz waren, hat für uns in der Praxis überhaupt nichts geändert.
Ihr Internationales Comeback hatten Sie dann Ende April in der Schweiz - wie geht es auf IHF- und EHF-Ebene für Sie weiter?
Tanja Kuttler: Wir waren während der gesamten Schwangerschafts-Pause neben dem DHB auch mit EHF und IHF in engem Kontakt. Beide Verbände wussten, dass wir an einem schnellen Comeback interessiert sind. Umso mehr haben wir uns darüber gefreut, dass wir mit dem WM-Qualifikationsspiel Schweiz gegen Tschechien so schnell unser Comeback auf internationalem Parkett feiern konnten. Wir stehen sowohl für EHF als auch für IHF vollumfänglich zur Verfügung.
Am Wochenende steht das Finale im DHB-Pokal der Frauen in Stuttgart an - ist es schön zu wissen, dass Sie gleich für solch‘ wichtige Spiele nominiert werden?
Maike Merz: Das Vertrauen, dass uns der DHB entgegenbringt, macht uns sehr stolz und zeigt uns, dass sich unser Engagement bezahlt macht. Es steckt viel Arbeit hinter unserem schnellen Comeback und wir sind froh, dass uns die Verantwortlichen des DHB so schnell wieder mit so wichtigen Spielen betrauen.
Gibt es eine besondere Vorbereitung aufs Finale?
Maike Merz: Die Vorbereitung auf ein Finale unterscheidet sich nicht sehr stark von der Vorbereitung auf andere Spiele. Wir werden natürlich die Halbfinalspiele am Samstag verfolgen und vor allem auf die unterschiedlichen Spielsysteme achten, damit man von nichts überrascht wird.
Tanja Kuttler: Ansonsten ist es als Schiedsrichter immer wichtig, unvoreingenommen ins Spiel zu gehen, daher halten wir nicht viel davon, sich zum Beispiel auf einzelne Spieler speziell einzustellen. Für uns ist meistens die Nachbereitung wichtiger, um Fehler analysieren zu können und für die nächsten Spiele daraus zu lernen.
Und ganz wichtig für alle jungen Mütter, die auch Schiedsrichterinnen sind: Wie ist die Kinderbetreuung geregelt?
Tanja Kuttler: Ohne unsere tollen Familien im Hintergrund würde das alles nicht funktionieren – so ehrlich muss man sein. In erster Linie übernehmen natürlich unsere Männer die Betreuung, falls es sich Job-mäßig realisieren lässt. Bei Spielen unter der Woche oder bei längeren Einsätzen springen unsere Eltern und Schwiegereltern ein. Mit insgesamt drei Kindern erfordert das zwar etwas mehr Koordinationsaufwand, hat uns dank unseren tollen Familien jedoch noch nie vor ein Problem gestellt.
(BP)