Seit vielen Jahren sinken deutschlandweit die Zahlen der aktiven Schiedsrichter*innen gravierend. Derzeit stehen nur noch etwa 21.000 Schiedsrichter*innen zur Verfügung, während vor zehn Jahren über 30.000 Sportfreund*innen dieses Amt ausgeübt haben. DHB-Schiedsrichterwart Wolfgang Jamelle betont, dass Schiedsrichter*innen für den Handballsport eine nicht zu unterschätzende Verantwortung haben und es deshalb besonders wichtig ist, ihnen eine exzellente Ausbildung zu ermöglichen.
Die Grundausbildung ist für spätere Schiedsrichter*innen der Beginn einer Karriere, die im Idealfall zum Einsatz in einem DHB-Schiedsrichterkader führen kann.
Eine bestmögliche sowie umfassende Ausbildung und die damit verbundenen grundlegenden Regelkenntnisse sind eine wesentliche Voraussetzung die Anwärter*innen auf ihre Aufgabe vorzubereiten und langfristig zu halten. Das vermittelte Wissen und das Verstehen des Regelwerks bilden die Grundlage für die weitere Entwicklung und die Anwendung der Regeln in der Praxis.
Nach langer Planung ist es nun mit Unterstützung von Frank Böllhoff (EHF-Delegierter und Leiter der eingerichteten Arbeitsgruppe) und Jürgen Scharoff (IHF-Regelexperte) gelungen, eine einheitliche, onlinebasierte Schiedsrichter-Grundausbildung im Deutschen Handballbund auf Grundlage der DHB-Schiedsrichterordnung (SRO) und der nun verbindlichen Richtlinien für die Grundausbildung zur Verfügung zu stellen. Somit wird zukünftig gewährleistet, dass in allen Landesverbänden und Kreisen eine einheitliche Grundausbildung aller neuen Schiedsrichter*innen im Bereich des DHB erfolgt.
Die Ausbildung folgt dabei einem integrierten Lernkonzept, dem sogenannten Blended Learning. Dieses bietet eine didaktisch sinnvolle Verknüpfung von Präsenzveranstaltungen mit einer modernen Form von E-Learning. Theoretische und praktische Ausbildungsmodule finden im Wechsel statt.
Die Ausbildung besteht aus drei Praxismodulen (Präsenzausbildungen) in der Halle und drei Theoriemodulen. Die theoretische Ausbildung erfolgt ausschließlich im Selbststudium (selbstbestimmtes, online-basiertes Lernen = E-Learning).
Die Ausbildung umfasst folgende Module:
- Theoriemodul „Basiswissen“
- Theoriemodul „Aufbauwissen“
- Theoriemodul „Fachwissen“
- Praxismodul 1 - Hallenausbildung
- Praxismodul 2 - Hallenausbildung
- Praxismodul 3 - Hallenausbildung
Für jedes Modul und jede Lektion wurden unterschiedliche Ausbildungsziele und Unterziele formuliert und vorgegeben. So vermittelt das Lernmodul Basiswissen als Einstieg in die Ausbildung grundlegende Handballregeln und Begrifflichkeiten. Das Lernmodul Aufbauwissen vermittelt weiterführende Handballregeln, die sowohl Schlüsselregeln als auch bereits seltene Situationen und Besonderheiten des Regelwerkes darstellen. Im Lernmodul Fachwissen wird anhand unterschiedlicher Beispiele bzw. Situationen in anschaulicher Weise der Inhalt der Spielregeln 8 und 16 vermittelt. Zudem wird die theoretische Ausbildung abgeschlossen. Nach jeder Lektion erfolgt eine Lernerfolgskontrolle und erst durch die erfolgreiche Beantwortung der Fragen wird für die Anwärter*innen die nächste Lektion freigeschaltet. Alle Inhalte werden mit einer Vielzahl von Fotos, Grafiken und Videobeispielen erläutert.
Für DHB-Schiedsrichterwart Jamelle und sein Team ist die Nutzung moderner digitaler Ausbildungsformen ein weiterer Baustein, um das Schiedsrichterwesen weiter zu entwickeln, viele neue Handballfreund*innen für die Schiedsrichteraufgabe zu interessieren und zu gewinnen. Mit all diesen Maßnahmen soll die Zahl der aktiven Schiedsrichter*innen mittelfristig wieder gesteigert werden. Die gesamte Ausbildung schließt mit einer theoretischen und praktischen Prüfung ab.
Mit dem Start der neuen Schiedsrichtergrundausbildung ist ein weiterer Meilenstein im DHB-Schiedsrichterportal gelungen. Der nächste Schritt in die richtige Richtung ist gemacht. Die neue, einheitliche Schiedsrichtergrundausbildung ist modern, effizient und flexibel durch die Schiedsrichterlehrwarte an der Basis nutzbar.
Durch die einheitlichen Vorgaben und das gleiche Vorgehen in ganz Deutschland könnten von den Anwärter*innen, zum Beispiel bei bestehenden Terminkonflikten, einzelne Module auch in benachbarten Kreisen, Bezirken oder in anderen Landesverbänden absolviert werden.
Die onlinebasierte Ausbildung entlastet das Ausbildungspersonal und die (inhaltliche) Vorbereitung in den Kreisen und Bezirken, da weniger Präsenzveranstaltungen notwendig sind. Die Ausbildungsfrequenz kann erhöht werden, es können das ganze Jahr über Ausbildungen angeboten werden.
Die vorliegende Version ist der erste Schritt in eine neue Ära der Schiedsrichtergrundausbildung im Deutschen Handballbund. Alle Landesverbände und ihre Untergliederungen sind aufgerufen, das Konzept verbindlich umsetzen und zu nutzen.
Informationen zum Schiedsrichterportal:
Das Schiedsrichterportal des Deutschen Handballbundes, seit dem 1. August 2019 online, ist das digitale Informations-, Aus- und Fortbildungsmedium für das Schiedsrichterwesen im deutschen Handball. Mit den Angeboten, welcher auf der Plattform zur Verfügung gestellt werden, steigert der DHB gemeinsam mit seinen Landesverbänden die Qualität der Schiedsrichterausbildung.
Die Plattform ist via www.dhb-schiedsrichterportal.de erreichbar. Jede(r) Schiedsrichter/Schiedsrichterin in Deutschlandkann sich am Portal über die LV-interne Kennung kostenlos anmelden. Auch Externe (u.a. ausländische Schiedsrichter*innen, Trainer*innen etc.) können sich für das Schiedsrichterportal registrieren. Die Kosten belaufen sich hier auf 16 Euro für ein Jahresabo.