Der Deutsche Handballbund trauert um Karl-Heinz Weißenfels. Der Essener starb am vergangenen Mittwoch im Alter von 80 Jahren, wie das Maria-Wächtler-Gymnasium mitteilte. Weißenfels war mehr als ein Vierteljahrhundert als Hallensprecher die „Stimme der Grugahalle“ und betreute lange Jahre die DHB-Gegner bei Heimländerspielen der A-Nationalmannschaften. Zuletzt war er am 4. Januar beim EM-Test gegen Island in der Mannheimer SAP-Arena im Einsatz gewesen.
„Diese traurige Nachricht macht uns betroffen. Wir haben einen sehr guten Freund verloren“, sagt Mark Schober, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Handballbundes. „Karl-Heinz Weißenfels war über viele Jahre und noch vor wenigen Wochen mit großer Vitalität für unsere internationalen Gäste der erste Kontakt, wenn sie zu Länderspielen nach Deutschland gekommen sind. Mit seiner ebenso herzlichen wie professionellen Art hat er Gastlichkeit gelebt. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.“
Über Jahre bis zu seiner Pensionierung hatte Charly, wie jeder den Studiendirektor mit den Fächern Deutsch und Sport nannte, die Essener Schulhandball-Meisterschaften koordiniert, sah viele spätere TUSEM-Spieler in frühester Jugend – und dank eben jener Schulmeisterschaften entwickelte er seine mehr als 50-jährige Leidenschaft für den Handball. „Ein richtig guter Handball-Spieler war ich nie, ich war eher ein guter Leichtathlet“, erinnerte sich Weißenfels im vergangenen Jahr im Gespräch mit der HandballWoche.
Teamguide zu sein, alle Gast-Nationalmannschaften des DHB zu betreuen, war die zweite Handball-Karriere von Karl-Heinz Weißenfels. Seine erste begann mit besagten Schulmeisterschaften. „Als unsere Schule 1969 Essener Meister wurde, hat mich der damalige Bundesligist Phönix gefragt, ob ich nicht eine Jugendmannschaft übernehmen wollte.“ Aber schon kurze Zeit später war aus dem Trainer der Hallensprecher geworden. Und als Phönix Pleite ging, lotste TUSEM-Boss Klaus Schorn Weißenfels zu seinem Klub.
In der altehrwürdigen Grugahalle war er nicht nur beim Handball für die Ansagen zuständig, auch bei der Fecht- oder Judo-WM, bei Tennisturnieren mit Pete Sampras, Andre Agassi oder Yannick Noah sowie dem Davis-Cup mit Boris Becker saß Weißenfels am Mikrofon. Aber natürlich durfte seine Stimme auch 1982 bei der Handball-Weltmeisterschaft in Deutschland nicht fehlen. 15 Jahre später hatte er dann seinen zweiten WM-Einsatz im Auftrag des Deutschen Handballbundes, als Sprecher des Spielorts Rotenburg bei der Frauen-Weltmeisterschaft 1997.
Weil er sich einen guten Namen im Handball gemacht hatte, kam 2006 der Anruf des damaligen DHB-Sportdirektors Peter Sichelschmidt: „Charly, wir brauchen für die WM Teamguides für die 24 Mannschaften. Hast du Lust?“ Er durfte sich sogar aussuchen, welches Team er übernehmen wollte – den Zweitwunsch Tschechien konnte ihm der DHB erfüllen – und so reiste er mit dem jungen Filip Jicha & Co. durch Deutschland. Bei der Frauen-WM 2017 war er für Slowenien zuständig, bei der Männer-WM 2019 waren die Mazedonier seine Mannschaft.
(BP)