Vom Vollstrecker zum Abwehrchef
Klaus Gruner, Mitglied der DDR-Mannschaft, die bei den Olympischen Spielen 1980 Olympiasieger wurde, vollendet am Montag, dem 22. August 2022, sein 70. Lebensjahr. Klaus Gruner – im Angriff hauptsächlich eingesetzt auf der Königsposition „Rückraum-Links“ – trug zum größten Erfolg einer deutschen Handballmannschaft bei Olympischen Spielen in der Halle bei: Am 30. Juli 1980 feierte sein Team nach Verlängerung den sensationellen 23:22 (20:20, 10:10)-Finalsieg gegen die hochfavorisierte UdSSR.
Klaus Gruner wurde in Frankenhausen im Landkreis Zwickau geboren und kam mit elf Jahren zum Handball beider BSG Fortschritt Süd Crimmitschau. Er wurde unter anderem im (Münchener) Olympiajahr 1972 DDR-Meister mit dem SC Leipzig und spielte später auch für den ASK Vorwärts Frankfurt (Oder). Neben dem Olympiasieg in Moskau waren seine größten Erfolge in der Auswahl des Deutschen Handballverbandes der DDR der zweite Platz bei der Weltmeisterschaft 1974 in der DDR und 1978 der dritte Platz in Dänemark. In insgesamt 112 Länderspielen für die DDR warf Gruner 295 Tore. Seine großartige Karriere in der DDR-Auswahl musste er 1983 nach einem Achillessehnenriss beenden.
Sein Studium als Diplom-Sportlehrer an der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig schloss er 1984 mit einer Diplomarbeit ab: „Zur Entwicklung grundlegender Komponenten der Wettkampfleistungen im internationalen Männerhandball im Zeitraum 1978 bis 1983, Darstellung von Entwicklungstendenzen und davon abgeleitete Schwerpunktaufgaben für den DDR-Männerhandball“. Gruner unterrichtete danach an der Betriebsberufsschule des VEB Schlacht- und Verarbeitungskombinat (SVKE) in Britz im Landkreis Barnim in Brandenburg, wo er auch als Spielertrainer tätig war.
Nach der Wende war und ist Klaus Gruner bis heute ein erfolgreicher und viel gefragter Trainer im norddeutschen (Hamburger) Raum: zuerst 1990 bei der SG Wilhelmsburg, ab 1994 beim TV Billstedt Hamburg in der Regionalliga, danach von 1996 bis 2006 beim MTV Eyendorf in der Verbands- und Oberliga, seit 2006 dann an seinem Wohnort beim TuS Jahn Hollenstedt, wo er unter anderem mit der weiblichen A-Jugend 2008/09 die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft erreichte und wo er in diesen Tagen die weibliche B-Jugend auf die Saison vorbereitet, in der sein Enkel mit viel Eifer und (natürlich) Talent (vom Opa) dabei ist.
Eine ganz persönliche Gratulation zum 70. Geburtstag erreicht den Jubilar vom Mannschaftskapitän der Olympiasieger, Dietmar Schmidt (Zwickau), der selbst schon in diesem Jahr 70 geworden ist; beide verbindet eine Handball-Freundschaft seit den 1960er Jahren: „Klaus war am Anfang der typische Vollstrecker als Halblinker, im Laufe der Zeit hat er sich dann zum Abwehrchef entwickelt und gerade bei Olympia eine entscheidende Rolle als Deckungsstratege auf Hinten-Mitte gespielt und so entscheidend zum Erfolg beigetragen: Also Klaus, bleib der Alte und viele Grüße aus Zwicke, der Dicke!“
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann