PM Verein/Andreas Joas
Wie zu erwarten war, gestaltete sich die Anfangsphase vor allem in emotionaler Hinsicht allerdings alles andere als einfach. Willstätt, mittendrin im Kampf um den Klassenerhalt und dringend auf jeden Punkt angewiesen, rechnete sich nach den Konstanzer Meister-Feierlichkeiten und den personellen Ausfällen etwas gegen den Spitzenreiter aus. Konstanz hingegen benötigte einigen Anlauf, um in Willstätt und dieser Konstellation anzukommen. In den ersten zehn Minuten traten dabei auf Seiten der Gastgeber fast ausschließlich die beiden Ex-Konstanzer Felix Gäßler und Marius Oßwald in Erscheinung. Beide nutzten den viel zu großen Freiraum und die noch ungenügende Konsequenz in der Deckungsarbeit der HSG zu insgesamt sechs, respektive drei Treffern.
Das Resultat: Gäßler traf zum 3:1 (4.), Oßwald zum 2:1 und 5:4 nach sieben Spielminuten. Als Regis Matzinger für die Ortenauer zum 7:6 (12.) einnetzte, hatte sich Konstanz aber langsam gefunden. Es sollte die letzte Führung der Hauherren gewesen sein. Die Gelb-Blauen hatten nun wieder in den Liga-Alltag und – zumindest zum Teil – zu ihrer bekannten Abwehrstärke gefunden. Maximilian Wolf, ebenfalls angeschlagen in die Partie gegangen, konnte einen Siebenmeter parieren, ein weiterer flog am Tor vorbei, sodass Michel Stotz zum Ausgleich kam und Felix Krüger das Spiel drehen konnte. Eine Zeitstrafe für Oßwald konnte Konstanz schließlich nutzen, um sich zur Pause auf drei Tore abzusetzen. „Wir haben“, konstatierte Daniel Eblen, „etwas gebraucht, um in das Spiel zu kommen. Da waren kein Zug und keine Abstimmung in der Abwehr. Wir haben das zunächst nicht organisiert bekommen.“
Das Trainerherz geht auf
So unzufrieden der HSG-Coach über die Anfangsphase und einige leichte Ballverluste im schnellen Spiel nach vorne war, „grobe Fehler“, wie er anmerkte, so sehr dürfte ihm nach dem Seitenwechsel das Herz aufgegangen sein ob des erfrischenden Auftritts seiner „Boygroup“ auf dem Spielfeld. Samuel Löffler lenkte das Spiel gut auf der Spielmacher-Position, der 20-jährige Neuzugang Matthias Hild traf zum ersten Mal für die HSG und setzte mit seinem vierten Treffer zum 30:20 kurz vor Schluss mit einem herrlichen Dreher noch einen spielerischen Höhepunkt . Dazu stachen Joschua Braun und Tim Keupp zu, sodass Eblen sich am Ende über eine gelungene Vorstellung der jungen Garde und des vermeintlich zweiten Anzuges freuen konnte. Vor allem jedoch angesichts des famosen Drittliga-Debüts von A-Jugend-Torwart Moritz Ebert. Der 18-jährige Beachhandball-Nationaltorwart war erst 40 Minuten vor Anpfiff aus Zweibrücken zurück, wo er einer der Matchwinner beim eminent wichtigen 32:28-Bundesligasieg der A-Jugend war. In Willstätt lief er nach der Pause richtig heiß. Freie Bälle, Siebenmeter, verdeckte Würfe – fast alles wurde nun zur Beute des jungen Schlussmanns, der dafür mit Jubel-Sprechchören der lautstarken HSG-Fans, wo längst wieder Feierstimmung herrschte, bedacht wurde.
Eblen: „Wir waren in der Abwehr besser, haben weniger Fehler gemacht und hatten mit Moritz einen super Torwart.“ Im Prinzip war die Partie so nach 40 Minuten beim 20:14 für Konstanz frühzeitig entschieden. Genug hatten die HSG-Talente aber noch lange nicht und bauten den Vorsprung immer weiter bis auf elf Tore aus. Eblen hatte für die Anlaufschwierigkeiten Verständnis und eine verständliche Erklärung parat: „Das große, emotionale Ziel der letzten Wochen und Monate war die Meisterschaft. Das haben wir erreicht. Wenn das große Ziel wegfällt, muss man sich neue Ziele stecken.“ Was seiner jungen Mannschaft in beeindruckender Manier gelungen ist. Zudem habe die junge Garde gezeigt, dass sie „heiß auf Handball ist“, freute sich der 44-Jährige. Nach nur 20 Gegentoren stellt die HSG Konstanz nun auch die beste Abwehr der 3. Liga Süd. In Willstätt ein Verdienst einer deutlich agileren Abwehrreihe in den zweiten 30 Minuten und des jungen Keepers Moritz Ebert, der, so Eblen lobend, „Freie rausgeholt, super mit der Abwehr zusammen gespielt und die Torwart-Seite im Griff gehabt hat.“ Eblens mit einem Lächeln vorgetragenes Fazit: „Dass wir das Spiel ähnlich deutlich wie in der Hinrunde für uns entscheiden, macht mich schon zufrieden. Das war ein gutes Auswärtsspiel. Vor allem gefreut hat mich, dass die Jungen sich gezeigt haben.“
Am Samstag, 20 Uhr empfängt die HSG zum vorletzten regulären Heimspiel der Saison nun den TSV Neuhausen/Filder in der „Schänzle-Hölle“. Auch hier werden die jungen Wilden wieder ihre Chancen bekommen.
HSG Konstanz: Maximilian Wolf, Moritz Ebert (Tor); Michel Stotz (1), Fabian Schlaich (4), Matthias Hild (4), Fabian Wiederstein (1), Paul Kaletsch (8/6), Felix Krüger (2), Joschua Braun (2), Tim Jud (1), Tim Keupp (3), Samuel Wendel (2), Samuel Löffler (3).
Zuschauer: 730 in der Hanauerlandhalle Willstätt.
Schiedsrichter: Marvin Cesnik und Jonas Konrad.