Die Geschichte des Beachhandballs begann Anfang der 1990er-Jahre in Italien. Nach ersten Gehversuchen auf der süditalienischen Insel Ponza fand 1993 in Rom das erste internationale Beachhandball-Turnier statt. Dort nahm - neben den Juniorennational-Teams von Algerien, Taiwan und der russischen Provinz Ural sowie einer Militärauswahl Italiens - auch eine Juniorenauswahl des TSV Bartenbach teil.
Über das Team aus Göppingen fand der Beachhandball seinen Weg nach Deutschland, wo am 23. Juni 1994 in Bartenbach das erste Beachhandball-Turnier in Deutschland stattfand. Zur Einweihung der neu gebauten Anlage traten damals die Beach-Pioniere aus Bartenbach gegen eine DHB-Auswahl an.
Der damalige Nationaltrainer Arno Ehret zeigte sich angetan und erklärte: „Der Handball braucht attraktive Spaß-Angebote. Was man mit Beachhandball bewegen kann, hat die Veranstaltung in Bartenbach eindrucksvoll gezeigt.“
In der Tat entwickelte sich der Beachhandball in den folgenden Jahren sowohl national als auch international Schritt für Schritt weiter. Im September 1994 wurde auf dem IHF-Kongress in den Niederlanden das erste international gültige Regelwerk für Beachhandball festgelegt.
Sechs Jahre später, im Juli 2000, fanden im italienischen Gaeta die erste Europameisterschaften der Geschichte statt. Weißrussland holte sich den Titel bei den Männern, die deutsche Mannschaft wurde am Ende Sechster. Bei den Frauen siegte die Ukraine - im Finale gegen Deutschland.
Es war das erste Ausrufezeichen der sportlich erfolgreichen DHB-Spielerinnen: 2001 gab es den zweiten Platz bei der World-Games-Premiere des Beachhandballs, 2004 holte man EM-Bronze und 2007 ein zweites Mal EM-Silber - nachdem man sich im eigenen Land 2006 zum Europameister gekrönt hatte. In Cuxhaven holte die deutsche Frauen-Auswahl damals Gold. Die Männer platzierten sich ebenfalls stets unter den Top Ten und ließen mit der Vize-Europameisterschaft 2004 aufhorchen.
Zum vielleicht erfolgreichsten Jahr des deutschen Beachhandballs avancierte jedoch das Jahr 2006: Bei der ersten - und bisher einzigen - WM-Teilnahme erkämpften sich die Frauen die zweite Medaille des Jahres - auf den Europameistertitel folgte die Silbermedaille bei der WM.
Auch die Männer waren qualifiziert und schlossen das Turnier am Ende auf dem achten Platz ab. Das Team des damaligen Nationaltrainers Alex Gehrer reiste jedoch hoch erhobenen Hauptes ab - war es doch gelungen, Gastgeber Brasilien vor den eigenen Fans klar zu besiegen.
2007 entschied sich der Deutsche Handballbund, den Beachhandball vorerst nicht mehr zu fördern, sodass es keine Nationalmannschaften mehr gab. Erst 2015 kehrten die DHB-Teams bei der Europameisterschaft in Spanien in den internationalen Sand zurück. 2018 holte die U18-Nationalmannschaft unter Trainer Konrad Bansa den ersten Titel einer männlichen Auswahlmannschaft in der Verbandsgeschichte.
Auch auf deutscher Ebene war die Entwicklung der Sandvariante nach 1994 rasch vorangeschritten, wobei sich in Bartenbach, Kelkheim und Minden drei Hotspots herausgebildet hatten. Auch der erste offizielle deutsche Meistertitel im Beachhandball ging an ein Mannschaft dieser Standorte: Die TSG Münster holte den Titel 1999 bei den Männern (Frauen: MTV Wisch).
In den darauffolgenden Jahren ging die Erfolgsgeschichte des Beachhandballs weiter, die Beliebtheit der spektakulären Sandvariante stieg stetig an und sie etablierte sich als feste Abwechslung für die Sommermonate. In seinem Buch „Beachhandball - der neue Sommersport“ nennt Beachhandball-Pionier Alex Gehrer, der 1993 auch in Rom dabei war, für das Jahr 2004 beeindruckende Zahlen: „Auf über 35 Masters-Turnieren und weit über 100 Fun-Turnieren in ganz Deutschland bejubelten geschätzte 100.000 Zuschauer die über 200 Beachhandballteams.“
Der Präsidiumsbeschluss von 2007, den Beachhandball nicht weiter zu fördern, hatte jedoch auch Auswirkungen auf die nationalen Titelkämpfe, 2011 fand die vorerst letzte offizielle Deutsche Meisterschaft statt.
Erst mit dem heutigen DHB-Präsidenten Andreas Michelmann kam die Wende. Als damaliger Vizepräsident für Amateur- und Breitensport holte der Funktionär die Sandvariante zurück unter das Dach des Verbandes. 2014 läuteten die German Open in Wildeshausen die Wende ein, 2015 fanden in Kassel erstmals wieder offizielle Deutsche Meisterschaften statt. Seit 2016 wird das Finalturnier in Berlin ausgetragen; in diesem Jahr ist der Termin der 2. bis 4. August 2019.
Die Entwicklung des Beachhandballs hat in Deutschland damit erneut Fahrt aufgenommen: 2019 gab es den ersten Lehrgang des offiziellen DHB-Beachkaders, zudem wurde eine Trainerausbildung ins Leben gerufen. Schiedsrichter und Delegierte vertreten den Verband bei internationalen Großturnieren. Ausgerichtet sind die Planungen auf das große Ziel der Sandvariante: Die Aufnahme ins Olympische Programm. Die Premiere des Beachhandballs bei den Olympischen Jugend-Spielen 2018 stellte dafür einen weiteren Meilenstein dar.
Autorin: jun