Vier Teams, drei Spiele, ein Ziel - der Faszination Final Four kann sich keiner entziehen. Auch Alfred Gislason nicht. Selbst der schlachtenerprobte isländische Meistertrainer des THW Kiel fiebert dem Showdown im DHB-Pokal entgegen, das Finalturnier in Hamburg löst bei ihm noch immer ein Kribbeln aus.
"Das Final Four ist etwas ganz Besonderes", sagte Gislason der Handballwoche vor seinem neunten (6 Mal mit Kiel, 3 mit Magdeburg) Pokal-Finalturnier als Coach: "Mit den vier unterschiedlichen Fanblöcken herrscht in Hamburg eine unglaubliche Stimmung. Ich bin sehr dankbar, dass ich das ein letztes Mal auf der Bank miterleben darf."
Bevor der Coach nach elf Jahren beim Rekord-Pokalsieger (10 Titel) im Sommer von Bord geht, will er seine überaus erfolgreiche Pokal-Historie unbedingt mit dem sechsten Pokalsieg krönen. Dafür gilt es, im Halbfinale am Samstag (18.30 Uhr/Sky Sport News HD) zunächst die Füchse Berlin zu besiegen, um dann nach dem Endspiel am Sonntag (15.10 Uhr/ARD und Sky) ein letztes Mal die Trophäe in die Höhe zu stemmen.
Das will der von Verletzungen gebeutelte Klub aus der Hauptstadt mit aller Macht verhindern. Für Keeper Silvio Heinevetter und Co. geht es vor 13.200 Zuschauern in der schon lange ausverkauften Halle darum, eine bislang durchwachsene Saison zu einer erfolgreichen zu machen. "Wenn wir alles reinhängen, dann haben wir an solch einem Tag sicher eine Chance und diese wollen wir nutzen", sagte Füchse-Trainer Velimir Petkovic. Wie im Viertelfinale, als die Berliner den Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen aus dem Wettbewerb warfen.
Auch im anderen Halbfinale am Samstag (15.50 Uhr/ARD und Sky) sind die Rollen klar verteilt: Der SC Magdeburg geht nach dem Liga-Sieg gegen Meister Flensburg (24:23) mit breiter Brust und als eindeutiger Favorit in die Partie gegen die TSV Hannover-Burgdorf. "Verstecken brauchen wir uns sicher nicht. Das ist Fakt", sagte Torjäger Matthias Musche der Bild-Zeitung. Bei der vierten Endrunden-Teilnahme in fünf Jahren brennt der SCM auf seinen dritten Pokalsieg nach 1996 und 2016.
Helfen sollen dabei die lautstarken Fans, fast 2000 Magdeburger werden in der Arena im Volkspark erwartet. "Sie haben uns 2016 durchs Finale getragen", erinnert sich Musche. Sie würden "quasi wie eine Armee hinter uns stehen". Für Maik Machulla, Meistertrainer von der SG Flensburg-Handewitt, ist der SCM nicht bloß im ersten Halbfinale der "klare Favorit", sondern auch "der erste Anwärter auf den Titel. Schließlich haben die Magdeburger in dieser Saison schon zweimal gegen den THW Kiel gewonnen."
Magdeburg oder Kiel? Womöglich Berlin? Oder vielleicht doch die TSV Hannover-Burgdorf? Die Niedersachsen haben nicht bloß bei Machulla den Titel des Außenseiters Nummer eins. Während die Berliner seit 2014 zumindest wissen, wie es sich anfühlt, den Pokal zu holen, starten die Recken als einziges Team mit komplett blankem Briefkopf. Nach der sensationellen Finalteilnahme im vergangenen Jahr hofft Hannover unabhängig von der bislang schwachen Bundesliga-Saison (Platz 13) nun auf den großen Wurf.
"Wir verstecken uns natürlich nicht, sondern wollen in diesem elitären Feld für eine Überraschung sorgen", sagte Sportchef Sven-Sören Christophersen. Zumal sich der Pokalsieger automatisch für den EHF-Cup qualifiziert.
Quelle: SID