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20201301_Lettland_Trainergeschichte

13.01.2020

Wenn die DHB-Männer-Nationalmannschaft heute (18.15 Uhr, live im ZDF) gegen Lettland spielt, wird sich ein deutscher U18-Nationalspieler auf der Tribüne in Trondheim eher neutral verhalten: „Ich werde mal für Deutschland, mal für Lettland jubeln“, sagt Renars Uscins. Der 17-Jährige spielt in der Jugend des SC Magdeburg, besucht die dortige Sportschule – und hat in Trondheim ein Familientreffen: denn sein Vater Armands (46) ist der Trainer der lettischen Nationalmannschaft, die Mutter ist ebenfalls vor Ort.

Am Freitagabend kam Renars, der im Vorjahr mit der deutschen U17 beim European Youth Olympic Festival (EYOF) in Baku Silber gewann, in Trondheim an, am Samstag feuerte er die Letten gegen die Niederlande und Deutschland gegen Spanien an. „Meine Mutter hat gesagt, dass ich beim Spiel gegen Deutschland eher neutral verhalten soll. Und das werde ich auch beherzigen“, sagt Renars.

2005 kam seine Familie nach Deutschland, sein Vater Armands war Kreisläufer in Dessau-Roßlau, wurde später Trainer in Bernburg, Kühnau und jetzt Wittenberg. 2017 wurde er zum lettischen Nationaltrainer berufen. Sohn Renars spielt Handball, seit er sechs ist: „Da wurde aber nie Druck ausgeübt, dass ich Handballer werden soll. Mein Bruder hatte auch Handball gespielt, ist jetzt Leichtathlet. Von uns vier Kindern bin ich jetzt der einzige Handballer“, sagt Renars Uscins.

Mit 13 Jahren wechselte der Linkshänder von Kühnau zum SC Magdeburg, ist dort an der Sportschule. Früh wurde er bei DHB-Sichtungen entdeckt, Ende Dezember gab es die ersten Länderspiele in der neuen U18-Nationalmannschaft, die souverän das Turnier in Merzig gewann. Dort wird Uscins von Erik Wudtke trainiert – und der ist jetzt bekanntlich Co-Trainer von Christian Prokop bei der A-Nationalmannschaft. „Wir haben immer gewitzelt, dass ich ihm doch die lettische Taktik geben sollte“, sagt der Rückraumspieler.

Und Vater Armands ist mächtig stolz, dass sein Sohn es in die U18-Nationalmannschaft geschafft hat: „Er ist sehr motiviert, aber er soll neben dem Handball auch eine Ausbildung machen, denn mit einer Verletzung kann es schnell vorbei sein mit dem Sport“, sagt der lettische Nationaltrainer, der bei möglichst allen Heimspielen des Magdeburgers Nachwuchses vor Ort ist. „Er gibt mir immer viele wichtige Tipps“, sagt Renars, der hofft, im Sommer bei der U18-Europameisterschaft im slowenischen Celje dabei zu sein.

Sein großer Traum ist, A-Nationalspieler zu werden – und dann vielleicht einmal auf das Land seiner Vorfahren zu treffen. „Das wäre schon cool, aber meine Mutter hat schon gesagt, dass sie dann nicht in die Halle käme, das wäre zu anstrengend für sie“, sagt Renars. Und sein Vater ergänzt: „Wenn es so weit kommen sollte, bin ich hoffentlich noch lettischer Trainer. Auf so ein Duell würde ich mich freuen.“

Erst einmal trifft sein Team im letzten EM-Vorrundenspiel auf die aktuelle DHB-Auswahl. Lettland hat die ersten beiden Spiele gegen Spanien und die Niederlande verloren. „Wir sind natürlich der große Außenseiter, aber es fängt bei 0:0 an“, sagt Uscins, der aber auch darauf verweist, das in seinem Team nur zwei Vollprofis stehen.

(BP)