Die gute, alte Zeit scheint vorbei zu sein bei den polnischen Handballern, der Umbruch ist schwerer als manche gedacht haben. Große Spieler wie der einzige polnische Welthandballer Slawomir Szmal, Karol Bielecki oder die Lijewski-Brüder Krzystof und Marcin habe ihre Karriere im Nationalteam beendet, die nachrückende Generation braucht noch ihre Zeit, um an die großen Erfolge anknüpfen zu können. Unter Talant Dujshebaev, der mitten in der Qualifikation die Brocken hinwarf, wurde das Ticket für die EM 2018 verpasst. Sein Nachfolger als Nationaltrainer wurde Piotr Przybecki, der viele Jahre in der Bundesliga spielte, unter anderem in Hüttenberg, Essen, Kiel, Nordhorn und Hannover-Burgdorf. Aber auch der ist mittlerweile schon nicht mehr in Amt und Würden.
Denn es kam es noch schlimmer für die zuvor erfolgsverwöhnten Polen, die bereits in der Vorqualifikation zur WM 2019 in Deutschland und Dänemark an Portugal scheiterten. Dieser Negativlauf setzte sich auch in der Qualifikation zur EM 2020 fort: Nach einem souveränen Auftakt gegen den Kosovo kassierte man eine 24:25-Niederlage in Israel. Im Dezember folgte eine 23:35-Testspiel-Niederlage gegen Deutschland, im Januar gab Przybecki bekannt, ab Sommer 2019 parallel Trainer des deutschen Zweitligisten VfL Lübeck-Schwartau zu werden - kurze Zeit später trennte sich der Verband von ihm.
Parallel wurde Patryk Rombel als neuer Nationaltrainer präsentiert, der schon unter Dujshebaev Co-Trainer war und zwischenzeitlich den ukrainischen Meister Motor Zaporozhye in die Champions League geführt hatte. Zum Trainerstab gehört Ex-Welthandballer und Löwen-Torwart Slawomir Szmal. „Rombel garantiert Kontinuität und Stabilität. Er hat sportliche Erfolge, Energie, Ausstrahlung und Begeisterung. Ich glaube, dass seine Arbeit die erhofften Ergebnisse bringen wird“, sagte Verbandspräsident Andrzej Krasnicki.
Im polnischen 21er Kader für den Doppelpack gegen Deutschland stehen drei Bundesliga-Legionäre, Patryk Walczak (N-Lübbecke), Maciej Gabala (Leipzig) und Piotr Chrapkowski (Magdeburg), daneben ragt nicht nur wegen seiner Körpergröße Kreisläufer Kamil Syprzak vom FC Barcelona (künftig Paris Saint-Germain) heraus. Nach der unerwarteten Niederlage in Israel stehen die Polen unter Druck - denn ein weiteres verpasstes Großereignis kann man sich nicht leisten.
Dabei sah es bis vor kurzem doch noch richtig blendend aus für den Vize-Weltmeister von 2007 und WM-Dritten von 2009. Der spätere Frauen-Bundestrainer Michael Biegler führte die Polen 2015 sensationell ins WM-Halbfinale von Katar und zu Rang drei. Bei der Heim-EM waren die Hoffnungen auf eine Medaille groß, und bis zum letzten Vorrundenspiel gegen Kroatien war die Biegler-Truppe auch klar auf Kurs. Aber dann folgte der kollektive Blackout mit dem 23:37, Halbfinale verpasst, Biegler-Rücktritt, Platz sieben - Deutschland Europameister. Gleich nach der EM übernahm Dujshebaev, führte das Team ins Olympische Halbfinale von Rio, verlor dort gegen Dänemark, dann das Bronzefinale gegen Deutschland - und dann war es mit der Herrlichkeit des polnischen Männerhandballs vorbei. Bei der WM 2017 in Frankreich verpasste das Team das Achtelfinale, gewann als 17. den Presidents‘ Cup. Und dann ging es immer weiter nach unten.
Quelle: BP