Handballer heiß auf Österreich-Revanche
Am Samstag wollen sie vorzeitig das EM-Ticket lösen
Mit reichlich Wut im Bauch traten Deutschlands Handballer den kurzen Heimflug aus Wien an. Der eklatante Einbruch in der Crunchtime wurmte Kapitän Johannes Golla und Co., doch schon über den Wolken erwachten die Revanchegelüste. "Das Schöne ist, dass wir es am Samstag direkt besser machen können", sagte Golla entschlossen und gab damit das klare Ziel für das sofortige Wiedersehen mit den Österreichern in Hannover aus.
Man habe sich im Flugzeug "90 Minuten mit 30 lächelnden Österreichern auseinandersetzen dürfen", berichtete Teammanager Benjamin Chatton am Freitag: "Ich hoffe, dass das für alle Beteiligten dann auch ein bisschen Motivation ist, den morgigen Tag genau anders herum enden zu lassen."
Zumal bei allem Ärger über den verspielten Sieg beim 26:26 unterm Strich die positive Erkenntnis blieb: Mit einem Sieg am Samstag (16.30 Uhr/sportstudio.de) kann das in Gruppe 7 weiterhin ungeschlagene DHB-Team (5:1 Punkte) das Ticket für die Europameisterschaft bereits vorzeitig klarmachen. "Wir brauchen die Punkte, um auf jeden Fall früh durch zu sein und Komplikationen in den letzten Spieltagen zu vermeiden", betonte Torhüter Andreas Wolff: "Wir hoffen genau wie die Österreicher (4:2 Punkte;d.Red.), den Sack am Samstag zuzumachen."
Bei diesem Vorhaben wird Bundestrainer Alfred Gislason womöglich erneut nicht auf Juri Knorr und Renars Uscins zurückgreifen können. "Ich gehe davon aus, dass die Lage morgen genauso sein wird wie gestern", sagte der DHB-Coach am Freitag. Der erkältete Spielmacher Knorr hatte in Wien 60 Minuten auf der Bank gesessen, Torjäger Uscins war wegen muskulärer Probleme gar nicht erst mitgereist.
Die zahlreichen Ausfälle, auch die beiden Kreisläufer Jannik Kohlbacher und Justus Fischer waren nicht dabei, zog Gislason aber nicht zur Relativierung des Ergebnisses heran. "Es gibt keine Ausreden für diesen Punktverlust", sagte der Isländer. Auch Golla meinte nach den "richtig schlechten" letzten zehn Minuten: Nicht die Ausfälle, sondern "die Chancenverwertung bricht uns am Ende das Genick". 24:20 hatte das deutsche Team zehn Minuten vor dem Ende geführt - und doch nicht gewonnen. Man sei "an sich selbst gescheitert", kommentierte Golla.
Dass die Ausgangslage auf dem Weg zur EM-Endrunde im kommenden Jahr weiter so vielversprechend ist, war deshalb nur ein schwacher Trost. "Ich denke nicht, dass wir nach so einem Spiel mit einem guten Gefühl nach Hause fahren können", sagte Wolff.
Als Lichtblick diente die erste Hälfte, und dabei Miro Schluroff. Der Gummersbacher gab wie Tim Freihöfer von den Füchsen Berlin sein Debüt für die Nationalmannschaft und überzeugte vor der Pause mit einer unbekümmerten Spielart. "Ich fand die erste Hälfte sehr gut von ihm. In der zweiten Halbzeit kam er nicht so richtig ins Spiel", fand Gislason. VfL-Teamkollege Julian Köster bescheinigte Schluroff ein "starkes Debüt".
In Hannover muss nun eine Leistungssteigerung her - damit der letzte Teil der EM-Quali im Mai mit Duellen in der Schweiz und gegen die Türkei nicht zur Zitterpartie wird.
Text: SID