Schlüsselspiele ohne Schlüsselspieler
Die DHB-Männer haben vor den beiden Schlüsselspielen in der EM-Qualifikation gegen Österreich Personalsorgen. An den Zielen ändert das nichts.
Spielmacher Juri Knorr fehlte, als Bundestrainer Alfred Gislason das eiförmige Spielgerät zur Freude der Nationalspieler gen Hallenmitte kickte. Und auch Torjäger Renars Uscins verpasste die eigentümliche Variante des American Footballs, mit der sich die deutschen Handballer am Dienstag auf die Schlüsselspiele in der EM-Qualifikation gegen Österreich einstimmten.
"Uscins wird sicher nicht nach Wien mitreisen, auch Juri wird höchstwahrscheinlich nicht spielen können", sagte Gislason nach der Trainingseinheit am Dienstag. Weil zudem Kreisläufer Justus Fischer fehlt, wirkte der Isländer alles andere als glücklich - gab sich vor dem ersten von zwei Duellen am Donnerstag in Wien (18.00 Uhr) aber pragmatisch.
"Das ist extrem schade für uns. Jetzt müssen wir das alles anders regeln und in den Griff kriegen", so Gislason. Nach den Ausfällen der Leistungsträger werde man in Österreich "extrem konzentriert zu Werke gehen müssen. Die Spieler, die wir da haben, werden ein richtig gutes Spiel abliefern müssen." Kapitän Johannes Golla zeigte sich kämpferisch: "Wir haben trotzdem 16 sehr motivierte Spieler hier."
Während Fischer (muskuläre Probleme) für die gesamte Woche ausfällt, besteht bei Knorr (Infekt) und Uscins (muskuläre Probleme) zumindest die Hoffnung, dass sie beim Rückspiel am Samstag in Hannover (16.30 Uhr/beide sportstudio.de) wieder zur Verfügung stehen. Für sie dürften die kommenden Tage ein Wettlauf gegen die Zeit werden.
An der "Aufgabe" für Golla und Co. ändert sich laut Nationalmannschafts-Manager Benjamin Chatton ohnehin "nichts". Man wolle "das Beste herausholen. Es geht darum, die nächsten Schritte in der Qualifikation zur Europameisterschaft erfolgreich zurückzulegen." Die verbandsinterne Rechnung ist einfach: Mit zwei Siegen würde Deutschland, das die Quali-Gruppe 7 mit vier Punkten anführt, bereits vorzeitig das Ticket für die Endrunde in Dänemark, Schweden und Norwegen (15. Januar bis 1. Februar 2026) lösen.
DHB-Sportvorstand Ingo Meckes bezeichnete die Tage als "wichtigste Woche der Qualifikation". Sie habe "eine große Bedeutung". Zumal das deutsche Team nach den wechselhaften WM-Auftritten im Januar, als nach einem durchwachsenen Turnier im Viertelfinale gegen Portugal Schluss war, laut Golla "einiges besser machen" will.
"Ich denke auch, dass wir noch mehr Qualität im Kader haben - das möchten wir zeigen", betonte der Kreisläufer im Interview mit der dänisch-deutschen Tageszeitung Flensborg-Avis. Gislason meinte: "Wir müssen richtig gut spielen, um zu gewinnen."
Die Österreicher (3 Punkte) wollen das mit aller Macht verhindern, zumal es für deren scheidenden Nationaltrainer Ales Pajovic auch um einen perfekten Abschied geht. Nach seinem Wechsel zur SG Flensburg-Handewitt will sich der Coach, der das Amt beim ÖHB nach der EM-Qualifikation ruhen lässt, mit dem Erreichen der Endrunde verabschieden. Deutschland sei der "klare Favorit", sagte Pajovic, doch "im Handball ist alles möglich".
Text: SID