Karl-Heinz Rost. - Foto: Tim Oliver Kalle
Karl-Heinz Rost. - Foto: Tim Oliver Kalle

Bewunderter Star auf der Königsposition

19.01.2025 | Verband

 

Weltklasse im linken Rückraum: Vize-Weltmeister Karl-Heinz Rost vollendete 80. Lebensjahr

Er war 1970 Vize-Weltmeister mit der Nationalmannschaft der DDR und galt als einer der besten Handballer seiner Zeit auf der Position Rückraum-links: Der gebürtige Leipziger Karl-Heinz Rost feierte am 14. Januar in seiner (neuen) Heimat Münnerstadt im Landkreis Bad Kissingen (Hessen) seinen 80. Geburtstag.

Karl-Heinz Rost bestritt insgesamt 100 Länderspiele im blau-weißen Trikot des Deutschen Handballverbandes (DHV) der DDR und erzielte dabei 339 Tore. Die Weltmeisterschaft 1970 in Frankreich zählt zu den absoluten Höhepunkten seiner Karriere: Im Halbfinale gegen Jugoslawien (17:13) trifft Rost zehn Mal. Im Endspiel gegen Rumänien muss sich das DDR-Team erst nach zweimaliger Verlängerung mit einer 12:13-Niederlage abfinden. „Kalle“ Rost ist bei dieser WM bester Werfer der DDR mit 29 Treffern, nur Wladimir Maximow (79) aus der Sowjetunion und der Rumäne Gheorghe Gruja (1940-2015) waren mit 30 bzw. 31 Toren noch besser.

Der DDR-Rückraum-Star auf der Königsposition wird auch von der bundesdeutschen Konkurrenz bewundert, die bei dieser WM Rang fünf belegt: „Ich habe nie einen Spieler in meiner Laufbahn erlebt, der 60 Minuten lang so produktiv spielen kann wie er“, schwärmte einst der Hamburger Torwart Hans-Jürgen Bode (1941-2022), der damals zusammen mit Klaus Kater (76) vom VfL Gummersbach und Uwe Rathjen (1943-2019) von Frisch Auf Göppingen für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) das Tor hütete.

Karl-Heinz Rost war gelernter Schlosser und schloss später ein Lehramtsstudium an der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig ab. Mit dem SC Leipzig wurde er unter anderem 1972 ungeschlagen DDR-Meister … das Jahr 1972 sollte zugleich aber auch das traurige Schicksalsjahr für den wurfgewaltigen Rechtshänder werden: Querelen mit den DDR-Oberen nach dem strikten Nein zum Eintritt in die SED trotz Einladung zum Parteitag. Karl-Heinz Rost fällt in Ungnade und wird ausdelegiert. Er gehört auch nicht mehr zum DHV-Kader für die Olympischen Spiele in München 1972, wo sich der Handball erstmals in der Halle präsentierten darf. Die offizielle Begründung lautet: Sportkamerad Rost soll vor Republikflucht geschützt werden.

Nach seinem leitungssportlichen Aus beim SC Leipzig spielt Rost für die BSG Eisenach als Spielertrainer weiter, danach wird er von 1976 bis 1980 Assistenztrainer beim SC Leipzig. Im Jahre 1985 stellt er einen Antrag auf ständige Ausreise aus der DDR und findet im März 1986 mit seiner Familie im hessischen Münnerstadt eine neue Heimat und berufliche Perspektive als Sportlehrer. Fast 20 Jahre arbeitet Karl-Heinz Rost auch als Trainer unter anderem beim TSV Münnerstadt und beim HG Rothenburg ob der Tauber im Landkreis Ansbach. Auch mit jetzt 80 Jahren ist „Kalle“ weiterhin ein gern gesehener Gast bei den Bundesligaspielen „seines“ ThSV Eisenach, der nach der Wende aus der Handballsektion der BSG Motor Eisenach hervorgegangen ist.

(Prof. Dr. Detlef Kuhlmann)