Kreative Diskussion bei der Bundestrainertagung
Analyse, Austausch, Ausblick: Handball-Bundestrainer sprechen offen über die Arbeit mit deutschen Talenten. Die Bundestrainertagung war intensiv, gewinnbringend und informativ
Wo stehen die Teams? Wie lief das letzte Jahr - und der Sommer? Wer arbeitet mit wem? Was kann verbessert werden? Fragen, die bei der jährlichen Bundestrainertagung im Fokus der Gespräche standen. Im lichtdurchfluteten Konferenzraum des OYM, ein Kompetenzzentrum für Spitzenathletik und Forschung im schweizerischen Cham, saßen die Trainer des Deutschen Handballbundes (DHB ) für drei Tage zusammen. Das Ziel: interner Dialog.
„‚Tagung‘ bedeutet immer Austausch - genau das konnten wir hier realisieren“, sagt Frauen-Bundestrainer Markus Gaugisch. „Wir wollen eine Sprache sprechen.“ Dafür stellte er vor, was sein Trainerteam für Ideen entwickelt hatte und was sie sich für den Winter vorstellen. Damit war er nicht allein: Auch Männer-Bundestrainer Alfred Gislason und die Jugendtrainer Martin Heuberger, Erik Wudtke, Christopher Nordmeyer und Co. sprachen über ihre Arbeit. Zum ersten Mal dabei waren Sportvorstand Ingo Meckes und die beiden neuen Chef-Bundestrainer im Nachwuchsbereich Michael Schweikardt (männlich) und Heike Ahlgrimm (weiblich).
Die Zusammenkunft diente dem Zweck, über Inhalte und Talente zu sprechen, Erfahrungen auszutauschen und Ziele zu setzen. Zum einen wird der Blick zurück auf das vergangene Jahr gerichtet, zum anderen darauf, was kommt und welche Jahrgänge fortan bei wem sind. „Der Fokus lag auf den Analysen der Großanlässe und auf unserer Eliteförderung“, so Meckes. Schweikardt ergänzt: „Wir haben Einblicke bekommen von den A-Nationalmannschaften bis zu den jüngsten Jahrgängen. Es ist interessant, wie die Trainer arbeiten und ihre Teams auf die jeweiligen Turniere vorbereiten.“
Für die Neuzugänge Ahlgrimm und Schweikardt, die seit September im Amt sind, barg die Tagung zudem die Möglichkeit anzukommen. „Für mich ist hier alles neu. Mein erstes Ziel war alle Kollegen und Abläufe kennenzulernen“, meint Ahlgrimm. Ihrem Pendant im männlichen Bereich geht es ähnlich. „Ich bin am Aufsaugen und möchte viel lernen von den erfahreneren Kollegen“, sagt Schweikardt. „Es ist ein großes Learning.“
Bundesstützpunkte stehen für DHB ganz oben auf der Agenda
Männer-Bundestrainer Alfred Gislason weiß den Austausch zu schätzen. „Es gibt immer ein gutes Gefühl über das zu reden, was im letzten Jahr abgelaufen ist“, sagt der gebürtige Isländer. Während der Gespräche kommen unter anderem Problemfälle oder -themen auf den Tisch. Es wird herausgestellt, was verbessert werden kann - aber auch, was gut läuft. „Als A-Bundestrainer ist es wichtig zu sehen, was sind Nöte und Aufgaben, die unten entstehen“, weiß Markus Gaugisch. Andersherum müsse definiert werden, welche Qualitäten der Nachwuchs benötigt, um oben ankommen zu können. „Die Grundlage wird nun mal in der Jugend gelegt“, so Gaugisch.
Im Bereich der Anschlussförderung stehen die Bundesstützpunkte hoch oben auf der Agenda. Passend dazu gab es externen Input: Peter Knäbel, der Präsident des schweizerischen Fußballverbandes und ehemaliger Sportvorstand bei Schalke 04 gab wertvolle Insights aus dem Fußball - und der Örtlichkeit. „Es ist großartig, dass wir über den Tellerrand hinausgeschaut haben“, sagt Ahlgrimm. „Dieser Standort ist beeindruckend und sucht seinesgleichen.“ Auch Meckes lobt die dortige Infrastruktur im OYM und hält die Impulse für „spannend“. „Das haben wir am ersten Tag verarbeitet und uns am zweiten dann um den Handball - um unseren Kern - gekümmert“, sagt der Sportvorstand.
Insgesamt zieht die DHB-Delegation ein positives Fazit unter die gemeinsamen Tage. „Im Endeffekt wollen wir alle dasselbe“, stellt Ahlgrimm fest und ist sich sicher, dass sie viel mitnimmt. „Wir haben sehr offen und kreativ - zum Teil auch kritisch - diskutiert“, meint Meckes. „Da gibt es Dinge, die wir erkannt haben und verbessern können. Dasselbe gilt für mich und meine eigene Arbeit.“ Klingt sinnvoll, denn mit der anstehenden Heim-WM der Frauen und der Männer-EM im Januar rücken die nächsten Herausforderungen näher. Da kommt eine solche Tagung gerade recht.