Ein Hoch auf die Jugend
Foto: Kenny Beele Joesefine Gorka

Ein Hoch auf die Jugend

21.07.2025 | Verband

 

Frischer Wind beim Deutschen Handballbund.

 

Josefine Gorka wurde am Wochenende (19./20. Juli) auf dem Bundesjugendtag in Hamburg zur Vorsitzenden der DHB-Jugendkommission gewählt – und ist damit Nachfolgerin von George Clarke, der dieses Amt 17 Jahre innehatte. Als Vorsitzende der Jugendkommission wird Gorka automatisch auch neues Mitglied im DHB-Präsidium. Im Portrait stellen wir Gorka vor: Wie tickt die 27-Jährige? Welche Visionen hat sie für den Führungsposten in der Kommission und – ganz wichtig – wo hat sie eigentlich selbst aktiv Handball gespielt? 

Der Startschuss fiel in Berlin am 21. April 1998. Josefine Gorka wuchs im Stadtteil Friedrichshain-Kreuzberg auf, ging im Kiez zur Schule, machte Abitur und hängte eine Ausbildung zur Rechtsanwalt-Fachangestellten dran. Ganz seriös. Anschließend schrieb sie sich an der Uni Potsdam ein. „Gerade bin ich mit meinem Lehramtsstudium fertig geworden“, berichtet die Absolventin stolz. Inklusionspädagogik, Mathematik und Deutsch lautet die Fächer-Wahl. Ihr Referendariat absolviert Gorka künftig an einer Berliner Grundschule. 

Ihre Hobbies sind schnell erzählt: „Den Großteil meiner Freizeit verbringe ich mit Handball. Ich bin viel für und mit meinem Verein unterwegs, der SG OSF Berlin in Schöneberg-Friedenau.“ Gorka trainiert eine weibliche A-Jugend in der Regionalliga Ostsee-Spree und ist Mitglied der Abteilungsleitung. 

 

Als C-Jugendliche ins Ehrenamt gerutscht 

 

Die eigene aktive Sport-Laufbahn begann in der E-Jugend des Berliner TSC. „Ich bin durch eine Schul-AG auf Handball neugierig geworden und habe den Großteil meiner Jugend beim TSC verbracht.“ In der C-Jugend folgte ein zweijähriger Abstecher zur SG NARVA Berlin, dort rutschte Josefine Gorka erstmals ins Ehrenamt, zum Beispiel am Kampfrichter-Tisch. Dazu durchlief sie eine Schiedsrichter-Ausbildung und machte ihre Trainer-Lizenz. 

In der B-Jugend führte Gorkas Weg zurück zum Berliner TSC, wo sie auch ihr erstes Jahr bei den Frauen spielte. 2019 wechselte die talentierte Rückraum-Akteurin mit durchaus größeren Ambitionen zur SG OSF Berlin, doch Verletzungen setzten ein Stopp-Schild. Innerhalb von vier Jahren riss zum dritten Mal das Kreuzband. Dazu kamen zwei verlorene Spielzeiten während des Corona-Lockdowns. Die Berlinerin machte aus der Not eine Tugend und engagierte sich in der Abteilungsleitung. „Ich landete im Organisatorischen und konnte den Handball weiter unterstützen.“ 

 

Runter von der Platte, rein in die Sportpolitik 

 

Die Spieler-Tür fiel zu, doch es hatte sich längst eine wuchtige Tür in die Sportpolitik geöffnet. „Parallel zu dem ganzen Vereinskram wurde ich bereits 2015 bei der SG NARVA angesprochen, ob das Amt der Jugendsprecherin nicht etwas für mich wäre?“ 

Gesagt, getan. Von 2015 bis 2021 bekleidete die 27-Jährige den Posten im Berliner Handball-Verband. Und es ging noch eine Stufe höher: Von 2019 bis 2023 war sie zudem Jugendsprecherin beim DHB. Nun steht der nächste Karriere-Schritt an: Durch die Wahl beim Bundesjugendtag in Hamburg übernimmt Josefine Gorka den Vorsitz der DHB-Jugendkommission, in der sie zuvor schon als stellvertretende Vorsitzende Erfahrung sammeln konnte. 

 

Werben um die junge Generation Engagierter 

 

Was genau macht die DHB-Jugendkommission? Sie begleitet alle Themen, die das Feld der Mitglieder-Entwicklung betreffen: Welche Maßnahmen ziehen neue Vereinsmitglieder? Wie gewinnt das Ehrenamt an Attraktivität? „Wir kümmern uns um die Rahmenbedingungen der Klubs und Verbände. Die Kommission schafft Grundlagen, sodass bestimme Bereiche nach vorne gebracht werden können“, erklärt das neue Präsidiums-Mitglied. 

Die angegliederten Jugendsprecher gehen raus an die Basis und halten Seminare ab, um die junge Generation Engagierter zu erreichen. Diese aktiven und motivierten Jugendlichen sollen gestärkt werden, damit sie gezielter in ihre lokalen Sport-Gruppen hineinwirken können. Die Workshops dienen dem Austausch, legen Probleme offen oder klären Bedürfnisse. 

 

Bis bei allen der Groschen fällt 

 

So gab es in der Vergangenheit einen Workshop zum Bundesfreiwilligendienst und Freiwilligen Sozialen Jahr. Der Input diente als Basis, um ein Konzept für Vereine zu entwickeln, die an Freiwilligendiensten interessiert sind, bislang aber keine Berührungspunkte damit hatten. 

„Die Jugendkommission greift Themen auf und entwickelt sie weiter, bis bei allen der Groschen fällt“, sagt Gorka und lacht. Als Beispiel nennt sie ein von der Kommission gestaltetes Handbuch zur Verbesserung der Ehrenamtsgewinnung. 

Die 27-Jährige hat klare Visionen. Zu ihrem Konzept als Vorsitzende gehört es, die Gremien zu verjüngen. „Wer aus dem Jugendsprecherwesen ausscheidet, darf uns nicht verloren gehen, diese jungen Leute müssen wir halten“, fordert sie. „Bringen wir die ehemaligen Jugendsprecher in den Landesverbänden unter, verbessert sich automatisch die Arbeit mit dem Dachverband.“ 

 

 

Junges Ehrenamt nimmt eine Schlüsselrolle ein 

 

Auch das junge Ehrenamt liegt Josefine am Herzen. „Im DHB-Präsidium ist das Thema nicht immer so präsent, es nimmt aus unserer Sicht aber eine Schlüsselrolle ein“, sagt sie. „Wir wollen aufzeigen, welchen Mehrwert das Ehrenamt für den gesamten Verband hat. Langfristig profitieren der DHB und seine Landesverbände enorm davon, den Nachwuchs frühzeitig in die Ausschuss-Arbeit einzubinden.“ 

Nicht zuletzt ist die Kommunikation zwischen Präsidium, Landesverbänden und Jugendkommission ausbaufähig. „Wir bekommen kaum mit, was an der Spitze passiert. Ich möchte gemeinsam mit der Jugendkommission die gegenseitige Transparenz und Wertschätzung steigern“, stellt Gorka klar. „Es gibt viele jüngere Menschen, die Lust auf Gremien-Arbeit im deutschen Handball haben. Diese gilt es abzuholen und ohne Vorurteile einzubeziehen.“ 

Die formulierten Ziele setzt die Berlinerin in den kommenden vier Jahren nicht allein um. Zu ihrem Team im Gremium gehören die vier Jugendsprecher Luis Schünemann, Irina Wutz, Carina Wellmann und Niklas Schwandt sowie der Stellvertretende Vorsitzende Jannis Klein und eine Person aus der DHB-Geschäftsstelle. Wenn alles etwas viel wird, schnappt sie sich ihre Hündin „Suki“ und kommt bei langen Spaziergängen in der Natur auf neue Ideen. Und auf neue Ideen freut sich das Junge Engagement und die gesamte Handball-Familie. 

 

Text: Timo Reinke

Ein Hoch auf die Jugend
Foto: Kenny Beele Joesefine Gorka