Trauer um Elena Grölz-Leonte
Ehemalige Nationalspielerin und dreimalige Handballerin des Jahres gestorben
In der Erinnerung des deutschen Frauenhandballs wird sie die „Nuzie“ bleiben. Wird unter anderem an Glanzzeiten der weiblichen Variante dieser Sportart in Mittelhessen erinnern. Elena Leonte-Grölz, Nuzie eben, ist am 9. Februar sanft entschlafen, ist mit 64 Jahren viel zu früh gestorben. Die Nachricht ihres Todes hat sich schnell in der Handball-Community verbreitet, die Trauer ist groß.
Sie wird als eine der weltbesten Handballerinnen in Erinnerung bleiben. Sie feierte in ihrem Geburtsland Rumänien und beim TV Lützellinden ihre größten sportlichen Erfolge. Bis sie anschließend beim TV Mainzlar und ebendort im mittelhessischen Staufenberg-Mainzlar zur Ruhe gekommen ist. Hier fand sie ihr privates Glück. Hier erlebte sie aber ebenso schwere Stunden und verlor früh ihren Mann Frank.
Viele werden sich an Nuzie als liebevollen Menschen erinnern, viele an Elena Grölz als engagierte Pädagogin, viele vor allem an Elena Leonte als Weltklasse-Handballerin. Auf jeden Fall aber an einen besonderen und wertvollen Menschen. Und das macht den Abschied so schwer.
Um ihr Leben im deutschen Handball zu beleuchten, müssen wir das Rad weit zurückdrehen. Bis in die Mitte der 80er Jahre. Da war Elena Leonte in ihrem Heimatland Rumänien schon längst eine Ausnahme-Handballerin. Am 26. Juli 1960 in Bacau im Nordosten Rumäniens geboren, fiel ihr Talent früh auf. Die wurfgewaltige Rechtshänderin wechselte zum HCM Constanta und feierte mit dem Verein von der Schwarzmeerküste vier rumänische Titel und drei nationale Pokalsiege.
Für das Nationalteam bestritt die 1,77 Meter große Rückraumspielerin 136 Länderspiele. Bei der B-Weltmeisterschaft 1985 in Deutschland setzte sie sich von ihrem Nationalteam ab, blieb in Deutschland und fand den Weg zum TV Lützellinden. Unter Trainer Jürgen Gerlach fügte sie ihrer Erfolgsbilanz bis 1990 zwei weitere nationale Titel und zwei Pokalsiege hinzu. In ihrer Wahlheimat Deutschland eingebürgert, bestritt sie für den Deutschen Handballbund (DHB) 95 Länderspiele, in denen sie 530 Tore warf. Bei ihrem Debüt im März 1988 machte sie in der Partie gegen die Auswahl der UdSSR gleich mit zehn Toren auf sich aufmerksam. Im deutschen Trikot nahm sie an der B-Weltmeisterschaft 1989 in Dänemark und an der A-WM 1990 in Südkorea sowie an den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona teil. In Spanien verpassten sie und das DHB-Team mit Platz vier nur knapp eine Medaille.
Für ihre individuelle Klasse sprechen etliche Auszeichnungen: Zwischen 1988 und ´92 wurde sie dreimal zur Handballerin des Jahres gewählt, zwischen 1991 und ´95 viermal Torschützenkönigin der Bundesliga. 1995 beendete sie beim TV Mainzlar ihre Karriere. Zehn Jahre später wurde die Diplom-Sportlehrerin noch einmal für zwei Spielzeiten als Trainerin in ihrer mittelhessischen Wahlheimat aktiv. Doch das blieb nur eine Episode. Beruflich arbeitete sie als Sportlehrerin an der Liebigschule in Gießen. Da hatte sie schon längst in Mainzlar mit Frank Grölz den Mann ihres Lebens gefunden und wurde zweifache Mutter.
Das neue Jahrtausend brachte allerdings etliche Rückschläge im Leben von Elena Grölz. Ende des Jahres 2019 musste sie von ihrem Mann Abschied nehmen, der früh im Alter von 54 Jahren starb. 2018 hatte sie selbst einen Schlaganfall erlitten. Und im Laufe der Jahre verschlechterte sich ihr gesundheitlicher Zustand merklich und sie lebte immer zurückgezogener. Doch sie konnte weiter im Kreise ihrer Familie in Mainzlar am Leben teilnehmen und hat alles „kämpferisch und diszipliniert ertragen“, wie es aus dem Kreis der Familie heißt. Bis sie am Sonntag vergangene Woche entschlief.
(Albert Mehl)