Foto: Hans-Joachim Guhr
Detaillierter Austausch - Foto: Hans-Joachim Guhr

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09.02.2025 | Verband

 

Schiedsrichter*innen mit erfolgreicher Vorbereitung auf zweite Saisonhälfte 

Die DAIKIN HBL ist zurück aus der WM-Pause - und damit haben nicht nur die Mannschaften ihre Wintervorbereitung hinter sich. Auch die Schiedsrichter-Teams des Deutschen Handballbundes bereiteten sich im Januar auf ihrem Halbzeitlehrgang auf die 2. Saisonhälfte vor. Der Elite- und Eliteanschlusskader versammelten sich zu Jahresbeginn gemeinsam mit dem Bundesliga- und Nachwuchskader für drei Tage in Halberstadt. Marc Fasthoff, Leiter Organisation im DHB-Schiedsrichterwesen, hatte in enger Abstimmung mit dem ehemaligen DHB-Schiedsrichter Hagen Becker wieder für optimale Rahmenbedingungen im K6 gesorgt.

Neben dem obligatorischen Videotest und dem Shuttle Run beschäftigen sich die Unparteiischen intensiv mit Anpassungen in der Regelauslegung und zogen eine Bilanz der Hinrunde. Positiv ist eine deutlich erkennbare Änderung im Bankverhalten durch die zu Saisonbeginn ausgegebene Richtlinie, vor allem während des laufenden Spiel nicht mehr mit den Offiziellen zu kommunizieren, zu erkennen.

„Wir wollen diese Linie mit aller Konsequenz weiter verfolgen, denn es ist eine positive Entwicklung erkennbar“, betont Jutta Ehrmann, Leiterin Schiedsrichterwesen im Deutschen Handballbund. „Wir wollen jedoch auch noch einmal ausdrücklich betonen, dass die Kommunikation keineswegs verboten ist. Sie ist gewünscht, aber zum richtigen Zeitpunkt - und während des laufenden Spiels ist kein richtiger Zeitpunkt für einen Dialog.“ 

Die Lehrstabsmitglieder Jürgen Rieber und Peter Behrens unterstrichen im Rückblick auf die Hinserie gute Beispiele, wo eine kurze und knappe Kommunikation zum richtigen Zeitpunkt erfolgte. „Wenn ein Offizieller oder Reservespieler überreagiert“, stellt Ehrmann klar, „ist von unseren Schiedsrichter-Teams sowie unseren Delegierten auch weiterhin ein konsequentes Handeln gefragt.“

Ein Lob gab es aus dem Lehrstab zudem für die verbesserte Siebenmeterlinie sowie eine stabilisierte Bewertung von Außenaktionen. „Es gibt deutlich weniger Diskussionen“, freut sich Jürgen Rieber und stellt klar: „Der lange Schritt in die Bewegung des Angreifers ist das maßgebliche Kriterium. Tritt der Angreifer auf den Fuß des Abwehrspielers, ist mindestens eine Zeitstrafe auszusprechen. Tritt der Abwehrspieler mit langem Schritt auf den Fuß des Angreifers, ist eine rote Karte zu geben.“

Schwerpunkte in der Rückrunde sind unter anderem entsprechend der internationalen Linie der Umgang mit Provokationen, Überreaktion und Simulationen sowie eine klarere Linie beim Kreisläuferspiel, denn es wird immer noch zuviel gegenseitig am Trikot gehalten. Mit dem Elite- und Eliteanschluss fand ein intensiver Austausch über die Nutzung des Videobeweises statt. „Wir haben unsere Schiedsrichter-Teams noch einmal angewiesen, sich spielentscheidende Situationen in den letzten 30 Sekunden anzuschauen, wenn auch nur geringste Zweifel an der richtigen Entscheidung bestehen“, erklärt Peter Behrens.

Eine Erweiterung des Videobeweises um die Torlinientechnologie wird es zur Rückrunde nicht geben. „Die Evaluierung dieser technischen Möglichkeit wird durch die HBL in enger Abstimmung mit uns vorangetrieben und ist sicherlich mittelfristig ein wichtiger Schritt für die Weiterentwicklung“, sagt Ehrmann. „Langfristig wäre auch die Einführung des Videobeweises in der 2. HBL ein weiterer Schritt in Richtung Professionalisierung, doch das muss sorgfältig vorbereitet werden.“

Neben den regeltechnischen Vorträgen des Lehrstabs sowie der eigenen inhaltlichen Auseinandersetzung durch Spielanalysen in Kleingruppen waren auch externe Referenten vor Ort. Am Freitag stellte sich der neue Sportvorstand Ingo Meckes vor. „Wir sind sehr froh, dass Ingo Meckes sich kurz vor dem Start der Weltmeisterschaft die Zeit genommen hat, zu unserem Lehrgang zu reisen“, sagt Ehrmann. „Das ist eine große Wertschätzung für unsere Schiedsrichter-Teams.“ 

Am Samstag berichtete der frühere DHB-Schiedsrichter Matthias Dang, ehemaliger CEO von RTL Deutschland, über seine Erfahrungen als Top-Manager und Top-Schiedsrichter und unterstrich die Vorteile in der Persönlichkeitsentwicklung, beispielsweise in Punko Konsequenz und Authentizität. Sein ehemaliger Teamkollege Thorsten Zacharias erläuterte die aktuellen Zwischenergebnisse aus Sicht des Coachingwesens.

Zudem wurden im Rahmen des Halbzeitlehrgangs die früheren Bundesliga-Schiedsrichter Sebastian Grobe und Adrian Kinzel, die im Sommer 2024 ihre Karriere beendeten, offiziell verabschiedet. Auch zwei aktuelle personelle Änderungen wurden bekannt gegeben: Svenja Blunck/Saskia Maczeyzik setzen ihre Laufbahn in der 3. Liga fort; Fabian Foerster und Felix Mayer bilden ein neues Schiedsrichter-Team im Nachwuchskader, da ihre jeweiligen Partner ihre Laufbahn beendet haben. 

„Unsere Schiedsrichter gehen gut vorbereitet und motiviert in die Rückrunden der Bundesligen. Der Druck wird sicherlich für alle Beteiligten nicht kleiner und wir wollen unseren Anteil liefern, damit die vielen anstehenden Entscheidungen sportlich fair fallen“, blickt Ehrmann voraus. „Natürlich sehen wir es auch als unsere Aufgabe an, dass die Spiele von höchster Attraktivität geprägt sind. Es stehen nicht nur die Final-4-Turniere der Frauen und Männern an, sondern vor allem die Meisterschaften, hier sogar mit dem neuen Play-Off-Modus der HBF. Wir werden mit einem vollen Fokus in jedem Wettbewerb in die Rückrunde gehen, um immer top-vorbereitet in all diesen Spielen zu agieren.“

(Julia Nikoleit)