Die (Schieds-)Richterin
Foto: Hans-Joachim Guhr

Die (Schieds-)Richterin

20.06.2025 | Schiedsrichter

 

Zwischen Amtsgericht und Handballfeld: Bärbel Hönes  

 

Drittliga-Schiedsrichterin Bärbel Hönes trifft nicht nur auf dem Handballfeld Entscheidungen, sondern auch jede Woche im Beruf: Die 34-Jährige ist Richterin an einem Amtsgericht in Baden-Württemberg. „Ich mag Regeln und ich setze diese gern durch“, begründet sie schmunzelnd. „Es vereinfacht das Leben, wenn man sich an Regeln hält.“ 

Bereits zu Schulzeiten wusste Hönes, dass sie Richterin oder Staatsanwältin werden wollte. So begann sie nach dem Abitur ein Jura-Studium - und entdeckte parallel ihre Leidenschaft für die Schiedsrichterei. „Als damals klar wurde, dass ich als Spielerin nicht weitermachen kann, habe ich begonnen, zu pfeifen“, erinnert sie sich. „Manchmal glaube ich, dass ich sogar lieber Schiedsrichterin bin als früher Spielerin. Handball ist der tollste Sport der Welt und das Pfeifen macht mir unfassbar viel Spaß.“ 

2013 absolvierte Hönes ihre Schiedsrichter-Ausbildung und stieg zunächst in den Landesverband auf, dann folgte der Schritt in die Regionalliga. Wie bei so vielen (weiblichen) Schiedsrichterinnen an der Basis war es zwischenzeitlich jedoch schwer, die richtige Partnerin zu finden - Alter, Erfahrung und Wohnort sind dabei ebenso wichtige Kriterien wie eine zueinander passende Einsatzbereitschaft bzw. Motivation.  

Anfang 2024 schloss sich Hönes mit ihrer jetzigen Teampartnerin Katarzyna Feldmann zusammen. Direkt in ihrer ersten gemeinsamen Saison in der Regionalliga gelang im Sommer der Aufstieg in die 3. Liga. „Der Aufstieg in die 3. Liga war ein großes Ziel, ich wollte für den Deutschen Handballbund pfeifen“, betont Hönes.  

Es mache „einen riesigen Spaß und unser erstes Spiel in der 3. Liga Männer in dieser Saison war sogar das bislang beste Spiel, das wir je hatten“, berichtet Hönes über einen Einsatz im Dezember 2024. „Die Halle war voll, die Mannschaften waren nett und wir hatten einen guten Tag. Es war einfach rundum gelungen – das war so ein Tag, an dem man weiß, warum man das macht und wir so einen Bock drauf haben.“ 

In den kommenden Jahren will sich das Duo Feldmann/Hönes in der 3. Liga etablieren. „Wir wollen stabile Leistungen bringen und ein gutes Gespann sein, auf das man sich freut, weil man sich auf uns verlassen kann“, formuliert Hönes. Ob es noch höher geht, ist offen: „Es ist immer die Frage, welche Schritte noch möglich sind und was in das Leben passt.“ 

Denn nicht nur auf dem Handballfeld, auch beruflich nahm ihre Karriere in den letzten Jahren Fahrt auf: Nach zwei Jahren als Staatsanwältin wurde Hönes 2020 Richterin an einem Amtsgericht. Dort setzt sie sich seit mit Strafrecht auseinander. „Dass ich Woche für Woche auf dem Feld Entscheidungen unter Druck treffen darf, hilft mir im Gerichtssaal, weil ich ruhiger bin“, ist sie überzeugt.  

Dass es Menschen geben muss, die bereit sind, Entscheidungen zu treffen, ist für sie auf beiden ‚Spielfeldern‘ unabdingbar. „Ohne uns Schiedsrichter könnte niemand am Wochenende auch nur ein Spiel machen - und ohne Richter sähe unser Zusammenleben deutlich anders aus“, fasst Hönes zusammen. „Es ist wichtig und richtig, dass es Menschen gibt, die bereit sind, auf die Einhaltung der Regeln zu achten.“  

Auch, wenn sich immer mehr (junge) Frauen als früher für den Griff zur Pfeife entscheiden und auch im Deutschen Handballbund auf sich aufmerksam machen, ist das Potenzial sicherlich noch nicht ausgeschöpft. Im Rahmen der Bewegung „Hands up for more“ wirbt der Deutsche Handballbund e.V. (DHB) daher gezielt um Mädchen und Frauen an der Pfeife - beispielsweise im Jahr der Heim-WM mit einer kostenlosen Ausbildung zur Schiedsrichterin.  

„Bärbel Hönes ist nur ein Beispiel für die tollen Frauen, die wir im Kreise unserer Schiedsrichterfamilie haben“, sagt Jutta Ehrmann, Leiterin Schiedsrichterwesen im Deutschen Handballbund. „Bärbel steht für ihre Ziele und kämpft beruflich wie im Sport für Gerechtigkeit. Ich hoffe, dass viele Frauen und Mädchen es ihr nach machen wollen.“