Gerd Butzeck verliert Wahl und bedankt sich für Unterstützung
„An Gerds Engagement hat es nicht gelegen“, sagt DHB-Präsident Andreas Michelmann nach der Wiederwahl von Hassan Moustafa als IHF-Präsident
Hassan Moustafa bleibt Präsident der Internationalen Handball Föderation IHF, DHB-Kandidat Gerd Butzeck unterlag beim Wahlkongress am Sonntag in Kairo. Moustafa erhielt 129 Stimmen der 176 Delegierten, für Butzeck votierten 20 Delegierte, für die weiteren Gegenkandidaten Franjo Bobinac (Slowenien) 23 und Tjark de Lange (Niederlande) drei Delegierte. Somit erreichte der 81-jährige Ägypter, der den Weltverband seit 25 Jahren führt, 73 Prozent aller abgegeben Stimmen.
Seit er seine Kandidatur im April bekanntgegeben hatte, präsentierte Gerd Butzeck auf zahlreichen Reisen und Treffen seine unter dem Motto „Handball deserves more“ zusammengefassten Ideen und Visionen für die Zukunft des Handballs. Am Ende aber musste er seine Niederlage eingestehen: „Ich bedanke mich für die Unterstützung des Deutschen Handballbundes sowie zahlreicher Persönlichkeiten des internationalen Handballs. Sowohl Format und Ablauf der Wahl als auch das Ergebnis sind schmerzhaft. Ich wünsche dem Handball inständig, dass es trotz des beschlossenen Stillstands alsbald Fortschritte gibt. Davon hängt die Zukunft unseres Sports ab. Ich bin und bleibe davon überzeugt, dass Handball mehr als den jetzigen Status verdient.“
Butzeck sprach auf die technischen Probleme beim Kongress an, weswegen die Wahlen mit mehrstündiger Verspätung über die Bühne gingen. Der Deutsche Handballbund wurde in Kairo von Präsident Andreas Michelmann und dem Vorstandsvorsitzenden Mark Schober vertreten. Michelmann bedankte sich ausdrücklich für das Engagement von Gerd Butzeck, meinte aber auch: „Die Würfel sind gefallen, der 81-jährige Dr. Hassan Moustafa soll nach dem klaren Votum des IHF-Kongresses weitere vier Jahre Präsident bleiben. Wir haben mit unserem Kandidaten Gerd Butzeck der Handballwelt ein Angebot unterbreitet, hinzu kamen mit Franjo Bobinac und Tjark de Lange zwei weitere europäische Gegenkandidaten. Wie zu erwarten, war das Verfahren nicht fair: Außer Dr. Moustafa hatte am Vortag des Kongresses kein Kandidat die Chance, sich bei den Treffen der Kontinentalverbände zu präsentieren.“
Michelmann monierte zudem, „dass sich Europa wieder einmal nicht einig war“, und kritisierte: „Der Ablauf des Kongresses war eine Farce und dem internationalen Handball unwürdig, weil es alleine vier Stunden dauerte, bis die Technik der Wahl funktionierte. Es zeigt, wie nötig strukturelle Änderungen bei der IHF und generell im Weltsport sind. Dennoch haben wir das Ergebnis zu akzeptieren. Wir werden unsere Schlüsse ziehen, gratulieren Hassan Moustafa und wünschen ihm Gesundheit und Kraft für die nächsten vier Jahre.“
Für den DHB-Präsidenten lag das Ergebnis definitiv nicht am Kandidaten: „Gerd Butzeck hat in den vergangenen Monaten einen enormen persönlichen Einsatz mit extremer Reisetätigkeit und zahllosen Gesprächen an den Tag gelegt, das schätze ich sehr. An seinem Engagement und seinem Angebot hat es nicht gelegen, die Mehrheit wollte aber etwas anderes.“ Seit 2009 hatte es überhaupt zum ersten Mal Gegenkandidaten für Moustafa gegeben.
Der DHB-Vorstandsvorsitzende Mark Schober hofft, dass es trotz der Wiederwahl Veränderung im Welthandball gibt: „Das Ergebnis dieser Wahl müssen wir respektieren, aber das System One-Nation-One-Vote mit 176 stimmberechtigten Nationalverbänden ist ein Hindernis für die Entwicklung jedes Weltsports. Europa hat ein großartiges Angebot gemacht, aber das war letztlich chancenlos. Der DHB steht aber weiterhin für die Entwicklung des globalen Handballs zur Verfügung. Wir brauchen hierzu aber eine gemeinsame Strategie mit den europäischen Verbänden.“
Neuer Vizepräsident der IHF ist der Franzose Philippe Bana, der auf seinen Landsmann Joel Delplanque folgte. Bana erhielt 108 Stimmen, der von Gerd Butzeck unterstütze Bahrainer Ali Eshaqi 68. Alle weiteren IHF-Exekutivmitglieder wurden ohne Gegenkandidaten einstimmig gewählt: Anna Rapp (Schweden) bleibt Schatzmeisterin, Narcisa Lecusanu (Rumänien) Exekutiv-Mitglied.
Auf den altersbedingt ausgeschiedenen Tschechen Frantisek Taborsky folgte Paco Blazquez, Präsident des spanischen Verbands. Als einziger Deutscher in den IHF-Gremien bleibt Dietrich Späte Vorsitzender der Methoden- und Trainerkommission. Bei den Statutenänderungen wurde ein Antrag Griechenlands mit über 70 Prozent zugestimmt, dass es für Führungspositionen innerhalb der IHF eine Altersgrenze geben wird. Das bedeutet auch, dass Hassan Moustafa in vier Jahren nicht mehr antreten kann.