Freier Zugang zu mehr Sporthallen
DHB-Präsident Michelmann fordert Priorisierung der Politik vom Bund bis zu den Kommunen ein
Vorrunde: erledigt. Hauptrunde: mit dem Einzug ins Viertelfinale der Weltmeisterschaft beendet. Während die deutsche Handball-Nationalmannschaft im dänischen Herning reüssierte, ist daheim die Begeisterung gewachsen. Sei es im linearen Fernsehen mit Top-Quoten, sei es mit Zuwächsen in den sozialen Medien – wie in jedem Winter steigen damit auch bei Kindern und Jugendlichen das Interesse und die Lust, selbst aktiv zu werden und sich im Handball zu versuchen.
Doch genau hier beginnen die Herausforderungen, denn in Deutschland fehlen die für den Bedarf notwendigen Spielfelder. Deshalb nutzt Andreas Michelmann die mediale Öffentlichkeit der WM, um ein Appell zu platzieren. „Der Handball und der gesamte deutsche Sport brauchen mehr Sporthallen – in entsprechender Qualität und mit freiem Zugang“, sagt der Präsident des Deutschen Handballbundes. „Die Politik vom Bund bis zu den Kommunen muss entsprechende Prioritäten setzen. Und das ist meiner Überzeugung und Erfahrung nach möglich.“
Michelmann war von 1994 bis 2022 insgesamt 28 Jahre selbst Oberbürgermeister der sachsen-anhaltinischen Stadt Aschersleben. Dort entstanden Sporthallen und auch Sportflächen unter freiem Himmel. „Aus eigenem Erleben“, sagt der 65-Jährige, „weiß ich, dass die Politik Schwerpunkte setzen kann, wenn sie will, und Kommunen dann auch Projekte für den Sport und die Gesellschaft realisieren können.“
Aus dem Land des WM-Gastgebers Dänemark bringt Michelmann einen weiteren Impuls mit in die Diskussion: den Zugang zu Sporthallen. Die gibt es beim nördlichen Nachbaren nicht nur in großer Zahl selbst in kleinsten Ortschaften, sondern auch als soziale Zentren für jedermann. Dänische Kinder haben die Chance, dort sportlich ihre Freizeit verbringen zu können – unabhängig von den in Deutschland meist streng reglementierten Zugängen zu festen Trainingszeiten. „Wenn Städte und Kommunen so handeln, könnten wir die Sporthalle verstärkt nicht nur für den Handball öffnen“, sagt Michelmann. „Diesen Weg müssen wir meiner Meinung nach bestreiten, wenn wir insgesamt erfolgreich sein und unserem gesellschaftlichen Auftrag gerecht werden wollen. Das darf nicht an Kosten für Hausmeister, Aufsicht und Reinigung scheitern.“
Erst Ende der vergangenen Woche hat sich in dieser Diskussion auch der Deutsche Olympische Sportbund positioniert und als erste von insgesamt zehn Forderungen die „Sanierung, Modernisierung und Dekarbonisierung von Sportstätten“ genannt. Michelmann unterstützt dies auch in seiner Funktion als Sprecher von Teamsport Deutschland, dem Zusammenschluss von Basketball (DBB), Volleyball (DVV), Eishockey (DEB), Fußball (DFB) und Handball (DHB): „Deutschland muss in Erhalt und Ausbau der Sportstätten investieren und damit den Fortbestand der Vereinskultur sichern. Unsere Sportstätten sollen Orte für Leistung und soziale Begegnung sein. Speziell für den Handball brauchen wir offene Hallentüren statt Streit um Schlüsselgewalt.“